5 Tipps für den Umgang mit unterschiedlichen Sprachen am Arbeitsplatz
Am Arbeitsplatz kommen sehr oft Kollegen zusammen, die sprachlich wie auch kulturell unterschiedliche Hintergründe haben. Diese Vielfalt kann eine große Bereicherung sein, für frische Impulse sorgen, neue Ideen entstehen lassen und andere Perspektiven eröffnen. Aber vor allem was die Kommunikation angeht, können auch Hürden entstehen.
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Sprechen ist mehr als nur Wortschatz und Grammatik
Im Sprachunterricht wird der Lernende vermutlich gelernt haben, wie er eine Aussage formuliert, eine Frage stellt oder eine Bitte äußert. Im echten Gespräch reicht es aber nicht aus, wenn der Schüler nur passende Vokabeln in der richtigen Reihenfolge in einen Satz packen kann. Vielmehr muss er auch einschätzen können, wie die Worte bei seinem Gesprächspartner ankommen.
Möchte eine Person zum Beispiel, dass ihr ein Kollege den Hammer aus der Werkzeugkiste reicht, kann sie sagen: “Kannst du mir bitte den Hammer geben?“ Doch sie könnte genauso sehr höflich “Könntest du mir bitte den Hammer geben?“ fragen oder es andersherum bei einem kurzen “Gib mir den Hammer!“ belassen.
Alle drei Formulierungen sind grammatikalisch völlig richtig, wirken aber verschieden.
Wer eine neue Sprache lernt, kommt um Vokabeln und Grammatik natürlich nicht herum. Und ein Kollege, der erst seit kurzem in Deutschland lebt, wird sicher auf Verständnis stoßen, wenn er sich gelegentlich falsch ausdrückt. Doch zum Spracherwerb gehört eben auch dazu, zu lernen, wann etwas wie gesagt werden sollte, um die gewünschte Wirkung zu erzielen und sein Gegenüber nicht vor den Kopf zu stoßen.
Viele Lernende machen den Fehler, dass sie die Regeln ihrer Muttersprache auf die neue Sprache übertragen. Wer zum Beispiel mit Portugiesisch aufgewachsen ist, wird sich nichts Böses dabei denken, wenn er eine Bitte im Imperativ formuliert.
Denn in seiner Muttersprache genügt eine entsprechende Betonung, um aus der Anweisung eine höfliche Bitte zu machen. Doch bei seinem deutschen Gesprächspartner kann der Befehlston schnell als unhöflich ausgelegt werden. Missverständnisse lassen so nicht lange auf sich warten.
Du oder Sie
Auch die Personalpronomen können Lernende vor eine Herausforderung stellen. Im Englischen ist die Sache recht einfach, denn hier gibt es nur das “you”. Die deutsche Sprache hingegen unterschiedet zwischen dem lockeren “du” und dem höflicheren, formalen “Sie”.
Die Kollegen untereinander werden sich oft duzen und wenn der neue Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln direkt zum “du” greift, wird das kein großes Thema sein. Doch der Chef und auch Kunden oder Geschäftspartner könnten irritiert sein, wenn sie nicht gesiezt werden.
Beim Lernen einer neuen Sprache ist es völlig normal, Fehler zu machen. Selbst Muttersprachler vertun sich manchmal. Doch bloß weil jemand einen Fehler macht, heißt das noch lange nicht, dass er daraus lernt und es beim nächsten Mal richtig macht. Denn dazu müsste er wissen, was er falsch gemacht hat und wie es richtig heißt.
Ein interkulturelles Miteinander erfordert deshalb eine Offenheit von beiden Seiten. So sollte der Lernende offen sein, wenn ihn Kollegen auf Fehler aufmerksam machen und korrigieren. Und die Kollegen sollten offen genug sein, sprachliche Fehler nicht zu überhören und unkommentiert zu lassen, sondern mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl zu berichtigen.
5 Tipps für den Umgang mit unterschiedlichen Sprachen am Arbeitsplatz
Kommunikation ist ein wesentlicher Schlüssel für das Miteinander. Nicht umsonst wird regelmäßig darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Sprache des (neuen) Heimatlandes zu lernen.
Wer Fuß fassen, Kontakte knüpfen und Anschluss finden will, muss sich verständigen können. Doch wie kann es ganz praktisch gelingen, am Arbeitsplatz besser mit unterschiedlichen Sprachen umzugehen und die interkulturellen Kompetenzen auszubauen?
Hier sind fünf Tipps!
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Vorschnelle Urteile vermeiden
Statt sich nur auf das Gesagte zu konzentrieren, sollten die Ziele des Gesprächspartners gesehen und verstanden werden. Was wollte der Sprecher sagen? Worauf will er hinaus? Warum hat er sich so ausgedrückt?
Je nach Kontext und kulturellem Hintergrund können die Absichten ganz unterschiedlich gewichtet sein. Ein Beispiel dafür ist eine geschäftliche Besprechung. So ist es in einigen Kulturkreisen üblich, die anstehenden Aufgaben in den Vordergrund zu stellen.
In anderen Kulturen hingegen geht es zunächst einmal darum, die persönliche Beziehung zu stärken und eine Vertrauensbasis zu schaffen, um anschließend die Aufgaben gemeinsam in Angriff zu nehmen.
Wer solche Unterschiede im Blick hat, lässt sich nicht vorschnell dazu verleiten, seinem Gesprächspartner Unhöflichkeit, übertriebene Distanz oder zu viel Lockerheit zu unterstellen. Zumal solche Fehleinschätzungen schnell zu Missverständnissen führen können, die einer guten Zusammenarbeit unnötig im Weg stehen.
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Richtig zuhören
In der heutigen, oft hektischen Arbeitswelt scheint das Sprechen wichtiger zu sein als das Zuhören. Natürlich ist es mitunter nervig, wenn der Gesprächspartner einem ins Wort fällt oder die eigene Rede dauernd mit Rück- und Zwischenfragen unterbricht.
Aber zu einem Dialog gehört, sich auszutauschen. Und das funktioniert nur, wenn beide Seiten bereit sind, sich gegenseitig zuzuhören, aufeinander einzugehen und ernsthaft zu verstehen, was der andere sagen will.
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Nichts als selbstverständlich voraussetzen
Grundsätzlich sollte nichts als logisch oder selbstverständlich vorausgesetzt werden. Für den Sprechenden kann etwas ganz klar sein, doch dem Gesprächspartner kann diese Information durchaus fehlen.
Außerdem kann eine Aussage beim Gegenüber anders ankommen, als sie gemeint war. Ratsam ist deshalb, sich regelmäßig rückzuversichern. Wer sich durch Fragen Bestätigung einholt, kann sicher sein, dass der Gesprächspartner tatsächlich verstanden hat, worauf der Sprechende hinaus will.
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Auf die nonverbalen Signale achten
Die Gestik und Mimik, die Lautstärke und die Betonungen können dabei helfen, sprachliche Hürden besser zu überwinden. Spricht der ausländische Kollege wie im Beispiel oben seine Bitte nach dem Hammer wie eine Frage aus, wird klar, dass er trotz Imperativ eine freundliche Aufforderung formulieren wollte.
Hilfreich kann außerdem sein, zu beobachten, wie Menschen aus dem gleichen Kulturkreis miteinander kommunizieren. Dadurch fällt es leichter, die Art des Sprechens einzuordnen und die nonverbalen Hinweise richtig zu deuten.
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Sich über die eigene und andere Kulturen informieren
Zum interkulturellen Umgang gehört Wissen über die Kulturen dazu. Sinnvoll ist deshalb, sich über die Gepflogenheiten, Traditionen und sozialen Strukturen in den Ländern zu informieren, aus denen die ausländischen Kollegen kommen. Und am besten klappt das im direkten Austausch.
Denn Informationen aus erster Hand sind oft authentischer als Theorien in Büchern. Außerdem stärkt es das Wir-Gefühl, aufeinander zuzugehen und echtes Interesse zu zeigen.
Zu interkultureller Kompetenz gehört aber ebenso, sich der eigenen kulturellen Werte bewusst zu werden. Was hierzulande normal ist, kann andernorts seltsam anmuten oder ganz anders interpretiert werden. Auch darüber sollte sich der Sprechende im Umgang mit ausländischen Kollegen Gedanken machen.
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Thema: 5 Tipps für den Umgang mit unterschiedlichen Sprachen am Arbeitsplatz
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