Die 5 Arten des Präsens, Teil 1
Das Präsens ist eine Zeitform im Deutschen. Sie wird auch Gegenwartsform genannt und ist die Zeitform, die im alltäglichen Sprachgebrauch am häufigsten verwendet wird. Dabei werden beim Präsens fünf Arten voneinander unterschieden. In einem zweiteiligen Beitrag erklären wir, was genau das Präsens ist, wie es gebildet wird und wann welche Art zum Einsatz kommt.
Inhalt
Was ist das Präsens?
Die Bezeichnung Präsens stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Gegenwart“. Als Zeitform in der deutschen Sprache ist das Präsens also die Form der Gegenwart.
Dass ein Satz im Präsens steht, ist immer am Verb zu erkennen. Aus Sicht des Sprechers signalisiert das Verb im Präsens meistens einen Bezug zur Gegenwart. Es bezieht sich zum Beispiel darauf, was der Sprecher gerade macht oder was in diesem Moment geschieht.
Allerdings kann das Präsens genauso allgemeine Aussagen ohne einen Zeitbezug und sogar Geschehen in der Zukunft ausdrücken. Damit wären wir dann bei den verschiedenen Arten des Präsens. Dazu kommen wir aber später noch ausführlich.
Ein kurzer Überblick über die deutschen Zeitformen
Die deutsche Sprache kennt verschiedene Zeitformen, die wir je nach Geschehen und zeitlicher Perspektive anwenden.
Um das Präsens besser einordnen zu können, stellen wir die unterschiedlichen Zeitformen jeweils mit einem Beispiel grafisch dar:
Indikativ, Imperativ und Konjunktiv
Im Deutschen kann ein Verb drei verschiedene Modi haben, nämlich den Indikativ, den Imperativ und den Konjunktiv. Der Indikativ Präsens ist die Form, die wir für eine ganz normale Aussage verwenden.
Den Imperativ nutzen wir für Aufforderungen oder Ratschläge. Deshalb wird er auch als Befehlsform bezeichnet.
Der Konjunktiv hingegen soll Möglichkeiten aufzeigen. Ihn setzen wir ein, wenn wir eine Vermutung äußern oder einen Wunsch ausdrücken. Außerdem brauchen wir den Konjunktiv in der indirekten Rede.
Ein Beispiel:
- Indikativ: Ich lerne Vokabeln, denn morgen schreiben wir einen Test.
- Imperativ: Lerne besser die Vokabeln, damit du auf den Test morgen vorbereitet bist.
- Konjunktiv: Er sagte, er lerne die Vokabeln für den morgigen Test.
Wie wird das Präsens gebildet?
Um einen Satz im Präsens zu formulieren, müssen wir das Verb an das dazugehörige Substantiv und an die Zeitform anpassen. Dieses Abwandeln nennt sich bei Verben konjugieren oder auch Konjugation.
Im Unterschied dazu werden Substantive dekliniert. Wie wir konjugieren, hängt davon ab, ob es sich um regelmäßige oder unregelmäßiges Verben handelt.
Regelmäßige Verben
Das Gute bei regelmäßigen Verben ist, dass wir uns nur die Endung für das Präsens merken müssen. Regelmäßige Verben werden manchmal auch als schwache Verben bezeichnet.
Das Konjugieren von schwachen Verben erfolgt immer nach dem gleichen Prinzip. Dazu nehmen wir den Wortstamm und fügen einfach die jeweilige Endung an. Ein regelmäßiges Verb ist zum Beispiel „lachen“.
Der Wortstamm hier ist „lach“ und daran hängen wir die Endung an:
Person | Endung | Beispiel |
1. Person Einzahl | -e | ich lache |
2. Person Einzahl | -st | du lachst |
3. Person Einzahl | -t | er/sie/es lacht |
1. Person Mehrzahl | -en | wir lachen |
2. Person Mehrzahl | -t | ihr lacht |
3. Person Mehrzahl | -en | sie lachen |
Andere regelmäßige Verben sind zum Beispiel schreiben, singen, trinken, malen, schwimmen, lernen oder gehen. Sie alle werden im Präsens konjugiert, indem wir die Endung an den Wortstamm anhängen.
Unregelmäßige Verben
Die unregelmäßigen Verben heißen auch starke Verben. Sie werden etwas anders konjugiert. Die eigentlichen Endungen für das Präsens bleiben zwar gleich. Aber das Verb selbst verändert sich. Meistens geht es dabei um einen Vokal (Selbstlaut), der durch einen oder mehrere andere Vokale ersetzt wird.
Als Beispiel nehmen wir das Verb „sprechen“:
Person | Endung | Beispiel |
1. Person Einzahl | -e | ich spreche |
2. Person Einzahl | -st | du sprichst |
3. Person Einzahl | -t | er/sie/es spricht |
1. Person Mehrzahl | -en | wir sprechen |
2. Person Mehrzahl | -t | ihr sprecht |
3. Person Mehrzahl | -en | sie sprechen |
Andere Beispiele für unregelmäßige Verben sind geben, essen, helfen, treffen, vergessen, nehmen und lesen. Letztlich bleibt uns bei diesen Verben nichts anderes übrig, als uns die richtige Konjugation zu merken.
Sein und haben
Die beiden Verben „sein“ und „haben“ sind ebenfalls unregelmäßige Verben.
Hier verändert sich aber nicht einfach nur ein Vokal:
Person | sein | haben |
1. Person Einzahl | ich bin | ich habe |
2. Person Einzahl | du bist | du hast |
3. Person Einzahl | er/sie/es ist | er/sie/es hat |
1. Person Mehrzahl | wir sind | wir haben |
2. Person Mehrzahl | ihr seid | ihr habt |
3. Person Mehrzahl | sie sind | sie haben |
Beide Verben benutzen wir sehr oft in der deutschen Sprache, sowohl als eigenständige Verben als auch um verschiedene Zeitformen zu bilden. Deshalb ist wichtig, die Konjunktion dieser beiden Verben auswendig zu lernen.
Weitere Ausnahmen
Wenn der Wortstamm mit bestimmten Buchstaben endet, sind die Endungen für das Präsens etwas anders. Die Absicht dahinter ist, die Aussprache der Wörter zu erleichtern.
Es sind aber nur wenige Abweichungen:
Endet der Wortstamm mit -s, -ß, -x oder -z, fällt in der 2. Person Einzahl das -s der Endung weg. Es heißt also nicht „du sitzst“, sondern „du sitzt“.
Wenn ein Wortstamm mit -d oder -t endet und im Verb kein Vokal wechselt, sitzt vor den Endungen -st und -t ein zusätzliches e. Statt „du startst“ oder „er wartt“ heißt es „du startest“ oder „er wartet“.
Bei einem Wortstamm, der auf -ie endet, entfällt das -e der Endung in der 1. Person Einzahl sowie in der 1. und 3. Person Mehrzahl. Richtig ist nicht „ich kniee“, „wir knieen“ und „sie knieen“, sondern „ich knie“, „wir knien“ und „sie knien“.
Schließt die Grundform eines Verbs mit -eln oder -ern ab, wird das -e der Endung gestrichen. Es heißt demnach zum Beispiel statt „ich bettele“ „ich bettle“ und statt „wir maueren“ „wir mauern“.
In der Alltagssprache kommen diese Ausnahmen aber so oft vor, dass es kein Problem ist, sie sich zu merken.
Mehr Ratgeber, Tipps, Übungen und Anleitungen:
- Alles Wichtige rund um den Komparativ, 2. Teil
- Alles Wichtige rund um den Komparativ, 1. Teil
- Was bedeutet „Populismus“?
- Welche Sprachen werden in Zukunft am wichtigsten sein?
- Wie kommt Kindern frühe Mehrsprachigkeit zugute? 2. Teil
- Wie kommt Kindern frühe Mehrsprachigkeit zugute? 1. Teil
- Eine Fremdsprache zu lernen, verändert das Gehirn
- Ist es möglich, eine Sprache per App zu lernen?
Thema: Die 5 Arten des Präsens, Teil 1
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns