Die wichtigsten Regeln bei der Verabschiedung
Regelmäßig wird gepredigt, wie wichtig der erste Eindruck ist. Und das ist natürlich auch richtig. Schließlich entscheidet sich in den ersten Sekunden, ob jemand sympathisch rüberkommt oder ob nicht.
Doch mindestens genauso wichtig wie der erste Eindruck ist der letzte Eindruck. Denn was bringt es, wenn eine Person den guten Eindruck selbst wieder zunichtemacht? Das, was vorher war, gerät dann in Vergessenheit. In Erinnerung bleibt der unglückliche Abgang.
Doch was heißt das für die Praxis? Das Gegenstück zu einer gelungenen Begrüßung ist eine freundliche und angemessene Verabschiedung.
Und damit künftig auch der letzte Eindruck stimmt, haben wir in diesem Beitrag die wichtigsten Regeln bei der Verabschiedung zusammengetragen:
Inhalt
Wann wird es Zeit für die Verabschiedung?
Wann ein günstiger Zeitpunkt gekommen ist, um den Heimweg anzutreten, hängt vom Rahmen ab. Im Beruf sind Termine meist in den Tagesablauf mit weiteren Terminen und Aufgaben eingebettet.
Deshalb steht im Vorfeld schon fest, wie lange der Termin ungefähr dauern soll. Der Gastgeber – das kann zum Beispiel der Chef, der Leiter des Meetings oder ein Sachbearbeiter sein – leitet dann das Ende des Gesprächs ein.
Zieht sich die Besprechung in die Länge und muss der Gast allmählich los, kann er den Gastgeber natürlich darauf hinweisen. Dabei sollte er aber einen Grund nennen, warum er das Gespräch beenden und eventuell bei einem Folgetermin fortsetzen möchte. Immer wieder auf die Uhr zu schauen, demonstrativ die Unterlagen einzupacken oder ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herumzutrommeln, ist keine gute Idee. Denn das Gesprächsende auf diese Weise herbeizuführen, wirkt sehr unhöflich.
Im Privaten sind die Regeln sehr viel lockerer. Trotzdem hat es einen unangenehmen Beigeschmack, wenn der Gastgeber seine Gäste mehr oder weniger rausschmeißen muss. Deshalb sollte der Gast die Zeit im Blick behalten. Bei Einladungen tagsüber gilt ein Zeitrahmen zwischen einer und zweieinhalb Stunden als grobe Orientierungshilfe. Ein Frühstück, ein Mittagessen oder ein Kaffeeklatsch gehören zu solchen Anlässen.
Abends darf es auch etwas länger dauern. Für ein Essen mit mehreren Gängen sollte der Gast schon drei bis vier Stunden einplanen. Zudem sollte er sich nicht direkt nach dem Dessert verabschieden. Denn das würde den Eindruck erwecken, dass er nur des Essens wegen erschienen ist. Besser ist, wenn der Gast noch etwas bleibt und zum Abschluss mit dem Gastgeber oder anderen Gästen plaudert.
Bleibt noch die Frage nach der Uhrzeit für den Aufbruch. Hier kann sich der Gast an der Regel orientieren, die unter Diplomanten gilt. Demnach sollte der Rückzug vor 23 Uhr erfolgen. Unter der Woche ist es aber angemessener, sich gegen 22 Uhr zurückzuziehen. Denn die meisten müssen am nächsten Tag früh aufstehen. Andersherum darf es bei einer Party am Wochenende natürlich auch später werden. Und wenn der Gast eingeladen ist, mit dem Gastgeber in dessen Geburtstag hineinzufeiern, sollte er wenigstens bis halb eins bleiben.
Wie sollte die Verabschiedung aussehen?
Wie bei der Begrüßung gibt es auch bei der Verabschiedung gewisse Rituale. Je nach Situation kann die Verabschiedung dann formell oder locker, höflich-distanziert oder herzlich sein. Die Regeln wiederum sind ähnlich wie bei der Begrüßung. Das heißt:
- Der Gast hält bei der Verabschiedung die hierarchische Reihenfolge ein. Zuerst verabschiedet er sich vom Ranghöchsten – beispielsweise dem Chef – und danach von den Kollegen.
- Lässt sich die Hierarchie nicht ausmachen, geht der Gast nach dem Alter. Den Anfang macht der Älteste, danach verabschiedet sich der Gast von den Jüngeren.
- Im Privaten kann der Gast die Reihenfolge auch am Geschlecht festmachen. In diesem Fall verabschiedet er sich erst von der Frau und dann vom Mann.
- Wie bei der Begrüßung gilt auch bei der Verabschiedung, dass jeder für jeden aufsteht. Denn das drückt Respekt und Wertschätzung aus.
Wie die Verabschiedung selbst ausfällt, hängt vom Rahmen ab. Bei einem geschäftlichen Termin in kleiner Runde ist es üblich, sich mit Handschlag zu verabschieden. Dabei geht die Initiative vom Gastgeber aus. Ist die Runde größer, genügt es, die Grußformel in die Runde zu sagen. Als Richtlinie gelten hier zehn Personen. Denn wenn alle kreuz und quer durch den Raum laufen, um sich gegenseitig die Hand zu geben, wird es schnell unübersichtlich.
In vertrauter Umgebung und im Privaten darf die Verabschiedung auch herzlicher ausfallen. Statt Handschlag können es dann eine Umarmung oder angedeutete Küsschen auf die Wangen sein. Dabei sind in Deutschland je ein Küsschen rechts und ein Küsschen links üblich.
Doch auch im privaten Rahmen gilt, dass der Gast die Größe der Runde berücksichtigen sollte. Bei mehr als zehn, zwölf Personen reicht es aus, sich nur beim Gastgeber direkt zu verabschieden und für die anderen Gäste eine Grußformel in den Raum auszusprechen. Und noch etwas: Wenn der Gastgeber signalisiert, dass die Veranstaltung zu Ende geht, sollte der Gast in den kommenden 15 Minuten aufbrechen.
Was ist eine französische Verabschiedung?
Von einem Abschied auf Französisch wird gesprochen, wenn sich der Gast nicht verabschiedet. Anstelle einer offiziellen Verabschiedung zieht er sich einfach zurück. Üblich ist das bei gesellschaftlichen Anlässen in großer Runde wie Bällen, Premierenfeiern oder Ausstellungen. Da sich der Gastgeber bei solchen Veranstaltungen oft nicht um jeden einzelnen Gast kümmern kann, ist es in Ordnung, wenn sich ein Gast leise zurückzieht.
Im Privaten geht eine französische Verabschiedung außerdem in Ordnung, wenn der Gastgeber nicht auffindbar oder anderweitig beschäftigt ist. In diesem Fall sollte sich der Gast aber in den kommenden Tagen für die Einladung und den schönen Abend bedanken.
Welche Worte eignen sich, um sich zu verabschieden?
Welchen Abschiedsgruß der Gast wählt, bleibt letztlich seinem Geschmack überlassen. Mit „Auf Wiedersehen“ oder „Einen schönen Tag noch“ kann er nichts falsch machen. „Tschüß“, „Mach‘s gut“ oder „Bis bald“ eignen sich gut, wenn es weniger formell zugeht.
Wichtig ist aber, den Blickkontakt bei der Verabschiedung zu suchen. Denn wenn der Gast wahllos durch die Gegend schaut, während er sich verabschiedet, wirkt das unhöflich und desinteressiert.
Die Höflichkeit gebietet es außerdem, den Abschiedsgruß mit einem kurzen Dank, einem Lob oder einem Kompliment zu verbinden. Schließlich hat der Gastgeber den Gast eingeladen, sich Zeit für ihn genommen und sich um ihn gekümmert. Das sollte der Gast mit Worten wie „Vielen Dank für das nette und informative Gespräch.“, „Du hast super gekocht. Mein Kompliment!“ oder „Danke für den schönen Abend.“ honorieren.
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