Mediävistik

Mediävistik

Das Wort Mediävistik geht auf das lateinische medium aevum für mittleres Zeitalter zurück und bezeichnet die Wissenschaft vom europäischen Mittelalter. Dabei kommt die Mediävistik in verschiedenen Bereichen zum Tragen. So erforscht die Mediävistik beispielsweise im Bereich der Geschichtswissenschaft die mittelalterliche Geschichte Europas und im Bereich der Kunstwissenschaft die Malerei und Architektur des Mittelalters.

In der Archäologie untersucht die Mediävistik die Siedlungsformen und die Lebensverhältnisse in europäischen Städten in Zeiten des Mittelalters. Aber auch in anderen historischen Hilfswissenschaften wie der Heraldik, der Paläografie oder der Sphragistik spielt die Mediävistik eine Rolle. Daneben ist die Mediävistik eine der drei Teildisziplinen der Germanistik und befasst sich als solche mit der deutschen Sprache und Literatur.

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Die Mediävistik als Teilgebiet der deutschen Literatur- und Sprachwissenschaft

Als Teildisziplin der Germanistik erforscht die Germanistische Mediävistik die deutsche Sprache und Literatur von den ersten Aufzeichnungen im 8. Jahrhundert bis zum Beginn der Frühen Neuzeit im 16. Jahrhundert. Dabei werden für diese Fachrichtung aber verschiedene Bezeichnungen verwendet.

So wird anstelle von Germanistischer Mediävistik unter anderem auch von der Älteren Deutschen Literatur- und Sprachwissenschaft, der Altgermanistik, der Deutschen Philologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, der Alten Abteilung oder der Mediävistischen Germanistik gesprochen. Die Germanistische Mediävistik erforscht und untersucht mittelalterliche Texte und deren Überlieferungen unter verschiedenen Gesichtspunkten.

Hierzu gehören beispielsweise

·         die Form, der Aufbau, der Inhalt und die Bedeutung der Texte.

·         die verwendete Sprache samt deren Besonderheiten und dialektischen Färbungen.

·         die Art der Überlieferung im Hinblick auf die Sprache, die Handschrift, die Anzahl der Aufzeichnungen und Ähnliches.

·         die Bedingungen und Gegebenheiten bei der Produktion, unter anderem mit Blick auf den Autor, den Schreiber, den Auftraggeber, den Entstehungsort, das soziale Umfeld oder die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe.

·         die Funktion der Literatur, ihr Gebrauch und das Verhalten des Publikums im Umgang mit den Texten.

Die Schwierigkeiten der Germanistischen Mediävistik

Die Mediävistik beschäftigt sich mit der deutschen Sprache und Literatur im Zeitraum vom 8. bis etwa 16. Jahrhundert. Dies stellt die Wissenschaftler jedoch vor allem in folgenden vier Bereichen vor teils große Herausforderungen:

Schriftliche Überlieferungen

Im Mittelalter waren schriftliche Aufzeichnungen eher die Ausnahme. Ein Grund hierfür war, dass seinerzeit auf Pergament geschrieben wurde, dieses Trägermaterial allerdings sehr teuer war. Ein anderer Grund bestand darin, dass es kein allgemein zugängliches Bildungssystem gab, was zur Folge hatte, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lesen und schreiben konnte. Literatur entstand deshalb lange Zeit nur in Klöstern, später auch durch Gelehrte an beispielsweise Höfen.

Erst die Erfindung des Buchdrucks sollte diese Situation ändern. Sehr beliebte Texte wurden zwar auch früher schon verbreitet, indem sie immer wieder abgeschrieben oder aus dem Gedächtnis heraus festgehalten wurden. Trotzdem sind nur wenige Handschriften erhalten geblieben. Die Mediävistik muss deshalb häufig mit Fragmenten auskommen oder sich gar mit Texten begnügen, die über nicht mehr vorhandene Texte berichten.

Die Definition von Literatur

Im Mittelalter wurde der Begriff Literatur in einer völlig anderen Bedeutung verwendet als heute. Literatur wurde nicht als eine Form von Kunst verstanden, sondern als ein Handwerk gesehen und sollte einen bestimmten Zweck erfüllen. Die entscheidenden Qualitätskriterien für einen Text waren zum einen die Sprachfertigkeit und zum anderen die Glaubwürdigkeit.

Hinzu kam, dass es oft die Auftraggeber waren, die darüber bestimmten, wie der Autor und der Schreiber einen Text zu gestalten hatten. Da ein Großteil der Bevölkerung des Lesens nicht mächtig war, wurden Texte im Mittelalter zudem häufig mündlich vorgetragen oder laut vorgelesen. Diese Form der Verbreitung wirkte sich ebenfalls auf die Konzeption aus.

Die Rolle des Autors

Anders als heute spielte der Autor in seiner Funktion als Urheber einer kreativen Idee im Mittelalter kaum eine Rolle. Es wurde als eher unwichtig erachtet, wer einen Text verfasst hatte, entscheidend war vielmehr, dass und wie der Text gestaltet war. Deshalb gibt es auch nur recht wenige Texte, die zusammen mit dem Namen des Autors überliefert sind.

Ob der Autor und der Schreiber dieselbe Person waren oder ob nicht, ist ebenfalls nur selten eindeutig belegt. Im Mittelalter wurden Texte zudem häufig mehrfach abgeschrieben, also Abschriften von Abschriften angefertigt, oder diktiert. Der eigentliche Ursprung lässt sich deshalb oft nicht mehr nachvollziehen.

Die verwendeten Sprachen

Die Texte, die die Mediävistik untersucht, verwenden als Sprache das Alt-, das Mittel- oder das Frühneuhochdeutsche in verschiedenen Dialekten. Eine Standardsprache, die überregional angewendet wurde, entstand erst, nachdem Martin Luther mit seiner Bibel im Jahre 1522 eine entsprechende Grundlage geschaffen hatte.

Davor gab es zwar auch schon Kanzleisprachen und Schreibschulen, die sich um die Bildung von Normen bemüht hatten, aber trotzdem war es eher üblich, so zu schreiben, wie gesprochen wurde. Dies macht es der Mediävistik einerseits schwerer, alte Texte zu übersetzen. Andererseits profitiert die Mediävistik von auffälligen sprachlichen Merkmalen, wenn es darum geht, die Texte und die Autoren oder die Schreiber zeitlich und geographisch einzuordnen.

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