Ist es möglich, eine Sprache per App zu lernen?
Mit dem Smartphone einfach, effektiv, mit Spaß und quasi nebenbei eine neue Sprache lernen: Diese Hoffnung knüpfen viele Nutzer an Sprachlern-Apps. Doch was bringen die Anwendungen wirklich? Ist es tatsächlich möglich, eine Sprache per App zu lernen? Könnten Sprachlern-Apps irgendwann womöglich das Klassenzimmer ersetzen? Oder bleibt es bei wohlklingenden Marketing-Versprechen, die sich so nicht bewahrheiten?
Inhalt
Der Markt für Sprach-Apps ist groß
Sprachlern-Apps haben sich längst zu einem großen Geschäft entwickelt. Gleichzeitig ist die Bandbreite auf dem Markt groß. Das Angebot reicht von einfachen Anwendungen zum Lernen von Vokabeln über Grammatiktrainings und Sprechübungen bis hin zu digitalen Lerneinheiten, die von echten Lehrkräften begleitet werden.
Manche Anwendungen sind kostenlos, andere Apps sind gebührenpflichtig.
Das Angebot verspricht, dass Nutzer auf einfache Art, spielerisch und nebenher, zum Beispiel während Bus- oder Zugfahrten, Vokabeln und Grammatik lernen können. Dazu enthalten die Apps Hörübungen, digitale Karteikarten und Multiple-Choice-Fragen, um das Erlernte zu festigen.
Ergänzt werden solche Lernmethoden gerne durch Beispiele aus alltäglichen Gesprächen, in die die Vokabeln und Ausdrücke aus einer Lektion eingebunden sind.
Eine spezielle Spracherkennungssoftware macht es möglich, auch die eigene Aussprache mit einer App zu überprüfen und zu verbessern. Digitale Unterrichtseinheiten, bei denen der Nutzer live mit einer echten Lehrkraft übt, gehören ebenfalls zum Angebot.
Dafür wird zwar meist eine Premium-Version benötigt, die die Inhalte der App mit Online-Unterricht verknüpft und durchaus um die 50 Euro pro Monat kosten kann. Doch ein klassischer Sprachkurs ist oft noch teurer und macht es außerdem notwendig, vor Ort zu sein.
Apps als Ergänzung zeigen Wirkung
Dass Sprachlern-Apps Live-Unterricht in ihr Angebot integrieren, legt die Vermutung nahe, dass es ganz ohne das klassische, begleitete Lernen im Klassenzimmer wohl doch nicht geht.
Auch die meisten internationalen Studien, die sich mit dem Effekt der Apps befassen, scheinen von dieser Annahme auszugehen. Denn fast alle Studien untersuchten den Lernfortschritt von Personen, die gerade dabei waren, eine Sprache in einem klassischen Sprachkurs zu lernen und eine App zusätzlich dazu verwenden sollten.
Die Lernenden, die außerhalb des Unterrichts mit einer Sprach-App übten, verbesserten ihr Hörverstehen. Außerdem konnten sie souveräner mit Vokabeln und Grammatik umgehen, so zum Beispiel, wenn es darum ging, Vokabeln zu konjugieren.
Die Michigan State University ließ 85 Studenten für eine Studie zwölf Wochen lang eine Sprachlern-App nutzen. Die Studenten sollten auf diese Weise Spanisch lernen. Ihre Sprachkenntnisse wurden davor und danach überprüft.
Das Ergebnis war, dass fast alle Teilnehmer nach den zwölf Wochen besser Spanisch konnten. Je intensiver sie mit der App trainiert hatten, desto größer waren die Lernfortschritte bei Wortschatz, Grammatik und Aussprache.
Die Aussagekraft der Studie ist zwar mit etwas Vorsicht zu genießen. Denn sie wurde von der App selbst in Auftrag gegeben und finanziert. Trotzdem zeigt die bisherige Forschung die klare Tendenz, dass Sprachlern-Apps ihren Zweck erfüllen. Sie verbessern tatsächlich die Sprachkenntnisse.
Eine App kann der Einstieg in eine neue Sprache sein
Es steht außer Frage, dass eine App dabei helfen kann, eine Sprache zu lernen. Allerdings wird eine App alleine nicht ausreichen, um eine Sprache wirklich zu beherrschen und sie fließend nutzen zu können. Denn eine Sprache beinhaltet weit mehr als nur Grundbausteine.
Vor allem die Kommunikation lässt sich nur im direkten Austausch mit anderen richtig lernen. Auch Feinheiten einer Sprache, zum Beispiel wann in einem Gespräch höfliche und förmliche Formulierungen notwendig sind und wann die Wortwahl lockerer sein darf, kann eine App kaum vermitteln.
Ein anderer Aspekt ist, dass beim Lernen einer Sprache per App oft die Tiefe fehlt. Natürlich ist es ein Vorteil, dass es Apps ermöglichen, immer und überall zu lernen und zu üben. Allerdings führt genau das oft dazu, dass sich Nutzer tatsächlich nur nebenbei mit dem Lernen der Sprache befassen.
Die Lernprozesse, die auf diese Weise angestoßen werden, gehen nicht tief genug, um sich ein komplexes System wie eine Sprache umfassend und nachhaltig anzueignen.
Häufig bleibt es dabei, dass ein Nutzer oberflächliches Wissen anhäuft. Wirklich nutzen und anwenden kann er sein Wissen aber nicht, weil eine App die echte Praxis nicht vermittelt.
Ein vollwertiger Ersatz für richtigen Sprachunterricht kann eine App also nicht sein. Um eine Sprache tatsächlich verwenden zu können, ist es unumgänglich, sich intensiv mit der Sprache auseinanderzusetzen und sie im realen Gespräch anzuwenden.
Doch das bedeutet nicht, dass Sprachlern-Apps unnütz sind. Sie eignen sich sehr gut, um den Einstieg in eine neue Sprache zu finden, sich Grundwissen anzueignen oder die vorhandenen Kenntnisse ergänzend zu einem Sprachkurs zu festigen und zu vertiefen.
Insofern kann eine Sprachlern-App den Anfang machen und unterstützend begleiten. Alleine per App eine Sprache zu lernen, wird hingegen nicht funktionieren.
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