Schulabschluss in Deutschland nachholen – die Möglichkeiten, 2. Teil
Weshalb jemand einen Schulabschluss nachholen möchte, kann unterschiedliche Gründe haben. So hat der eine die Schule und das Lernen in seiner Jugend vielleicht zu locker genommen, während der andere Geld verdienen musste und deshalb keine höhere Schule besuchen konnte. Wieder ein anderer möchte sich beruflich verändern und braucht dafür einen bestimmten Schulabschluss.
Oder jemand kommt aus dem Ausland und hat einen Bildungsabschluss, der hierzulande nicht anerkannt wird. Genauso ist möglich, dass einfach der persönliche Wunsch nach einer Weiterbildung besteht.
Wird ein Schulabschluss nachgeholt, wird vom sogenannten zweiten Bildungsweg gesprochen. In einem zweiteiligen Beitrag erklären wir, welche Möglichkeiten es gibt, um den Schulabschluss in Deutschland nachzuholen. Dabei haben wir im 1. Teil das Kolleg und die Volkshochschule vorgestellt.
Hier ist der 2. Teil!:
Inhalt
Den Schulabschluss an einer Abendschule nachholen
Ist der Schüler berufstätig oder hat er bereits Familie, könnte eine Abendschule eine gute Möglichkeit sein, um den Schulabschluss nachzuholen. Wie der Name schon andeutet, findet der Unterricht an einer Abendschule überwiegend abends statt.
Es gibt zwar auch Abendschulen, die tagsüber oder an den Wochenenden Unterricht anbieten. Das variiert aber von Schule zu Schule. Und grundsätzlich ist die Idee hinter einer Abendschule, dass sich der Schüler eben abends weiterbilden kann.
Der Unterricht selbst ist wie an einer klassischen Schule aufgebaut. Die Schüler sind in Schulklassen eingeteilt und es gibt einen Stundenplan mit Fächern wie Deutsch, Mathe und Englisch. Die Unterrichtszeiten sind festgelegt und es besteht Anwesenheitspflicht. Auch Hausaufgaben gehören dazu.
Die meisten Abendschulen sind staatliche Bildungseinrichtungen. Aus diesem Grund ist der Besuch einer Abendschule in aller Regel kostenfrei.
Der Hauptschulabschluss an der Abendschule
Die genauen Voraussetzungen für den Besuch einer Abendschule können sich je nach Einrichtung und Bundesland etwas voneinander unterscheiden. Das liegt einfach daran, dass das Bildungswesen in Deutschland Ländersache sind. Deshalb sind auch die Lehrpläne nicht ganz gleich.
Möchte der Schüler seinen Hauptschulabschluss nachholen, muss aber in aller Regel folgendes erfüllt sein:
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Der Schüler ist nicht mehr schulpflichtig. Die reguläre Schulzeit hat er also hinter sich.
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Der Schüler hat noch keinen Schulabschluss.
An der Abendschule dauert es dann ein bis anderthalb Jahre, bis der Schüler seinen Hauptschulabschluss in der Tasche hat.
Der Realschulabschluss an der Abendschule
Um den Realschulabschluss nachzuholen, besucht der Schüler eine sogenannte Abendrealschule.
Damit er dort aufgenommen wird, muss er üblicherweise
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mindestens 18 Jahre alt sein und
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entweder berufstätig sein oder mindestens ein halbes Jahr praktische Berufserfahrung vorweisen können, also schon sechs Monate lang irgendwo gearbeitet haben.
Die mittlere Reife an einer Abendrealschule nachzuholen, dauert je nach Wissensstand ein bis anderthalb Jahre.
Das Abitur an der Abendschule
An einem Abendgymnasium findet der Unterricht von Montag bis Freitag statt. Meist beginnt der Unterricht gegen 17 oder 18 Uhr und dauert bis 22 Uhr. Pro Woche stehen mindestens 20 Unterrichtsstunden auf dem Programm. Auf dem Weg zum Abitur drückt der Schüler also unter der Woche praktisch jeden Tag bis spät abends die Schulbank.
Zu den Voraussetzungen für das Nachholen des Abiturs an einem Abendgymnasium gehört, dass der Schüler
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volljährig ist.
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die mittlere Reife hat. An einigen Abendgymnasien reicht auch der Hauptschulabschluss. In diesem Fall muss der Schüler aber, ähnlich wie am Kolleg, einen Vorkurs besuchen, durch den er die mittlere Reife erwirbt.
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berufstätig ist.
Bis zum Abitur dauert es am Abendgymnasium ungefähr drei Jahre. Braucht der Schüler erst noch einen Vorkurs, bevor er mit der eigentlichen Vorbereitung auf das Abitur beginnen kann, verlängert sich die Schulzeit um ein halbes bis ein ganzes Jahr.
Den Schulabschluss an einer Fernschule nachholen
Liegen dem Schüler Präsenzunterricht, Anwesenheitspflicht, feste Schulklassen und ein vorgegebener Stundenplan nicht unbedingt, gibt es mit den Fernschulen noch eine weitere Möglichkeit, um den Schulabschluss nachzuholen. Per Fernstudium sind alle Schulabschlüsse möglich.
Der große Pluspunkt von einer Fernschule ist die Flexibilität. Der Schüler kann sich jederzeit anmelden und mit dem Lernen starten. Anmeldefristen oder den Beginn eines neuen Schuljahres muss er nicht abwarten.
Auch was das Lernen selbst angeht, ist der Schüler flexibel. Einen festen Stundenplan gibt es nämlich nicht. Stattdessen schickt die Fernschule dem Schüler regelmäßig Unterrichtsmaterialien zu. Diese arbeitet der Schüler selbstständig durch und schickt sie anschließend zur Kontrolle und Korrektur an die Fernschule zurück.
Weil der Schüler selbst entscheidet, wann er lernt und wie schnell er den Stoff bearbeitet, bestimmt er das Tempo alleine. Deshalb kann er den angestrebten Schulabschluss auch viel schneller erwerben als an einer normalen Schule oder sich andersherum eben mehr Zeit lassen.
Fehlt ihm zwischendurch dann doch der persönliche Austausch mit Lehrern und Mitschülern, kann er freiwillig an Präsenzkursen teilnehmen, die fast alle Fernschulen anbieten.
Allerdings hat ein Fernstudium nicht nur Vorteile. Zu den Nachteilen gehört, dass der Schüler viel Selbstdisziplin braucht. Er muss sich selbst immer wieder motivieren, sich an den Schreibtisch zu setzen und zu lernen. Dazu kommt, dass der Schüler auf sich alleine gestellt ist.
Er hat zwar einen Ansprechpartner an der Schule, an den er sich bei Fragen wenden kann. Oft gibt es auch ein Forum, in dem sich Schüler austauschen können. Trotzdem muss sich der Schüler die Inhalte größtenteils selbst erarbeiten.
Ein weiterer Nachteil sind die Kosten. Weil Fernschulen keine staatlichen Bildungseinrichtungen sind, fallen Gebühren an. Diese belaufen sich im Durchschnitt auf etwa 140 Euro pro Monat. Bis der Schulabschluss in der Tasche ist, kann deshalb eine Stange Geld zusammenkommen.
Auch die Prüfung findet nicht an der Schule statt, sondern wird von einer externen Stelle abgenommen. Hier muss sich der Schüler darum kümmern, wo und wann er an der Prüfung teilnehmen kann.
Wichtig ist außerdem, dass der Schüler darauf achtet, sich an einer staatlich anerkannten Fernschule anzumelden. Andernfalls kann es passieren, dass seine Vorbereitung auf den Schulabschluss nicht zählt.
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