Was bedeutet „Populismus“?

Was bedeutet „Populismus“?

Ob in Deutschland, Österreich, Ungarn oder in den USA: Der Rechtspopulismus breitet sich aus. Bei uns und in anderen Ländern haben Parteien und Politiker:innen Zulauf, die als populistisch gelten. In Debatten um Gruppierungen fallen dann regelmäßig Begriffe wie Populismus, rechtspopulistisch oder rechtsextrem. Doch was bedeuten diese Wörter eigentlich? Welche Ziele verfolgen die jeweiligen Gruppierungen? Und wie beeinflusst Populismus die Demokratie?

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Was bedeutet Populismus

Wir erklären die Begrifflichkeiten!:

„Populismus“?

Das Wort Populismus leitet sich vom lateinischen „populus“ für „das Volk“ ab. Rein theoretisch möchten populistische Parteien also den Willen des Volkes umsetzen.

In der modernen Welt tritt der Populismus vor allem in Krisenzeiten in Erscheinung. So zum Beispiel, wenn die Wirtschaft stagniert oder die Arbeitslosenquote steigt.

Gleiches gilt, wenn mehrere Krisen zusammenkommen, so wie aktuell der Krieg in der Ukraine, der Nahostkonflikt, die problematische Energieversorgung, die steigenden Lebenshaltungskosten und die Spätfolgen der Corona-Pandemie.

In solchen schwierigen Phasen schwindet das Vertrauen vieler Menschen in die etablierte Politik, während gleichzeitig der Wunsch nach direkter Mitbestimmung wächst.

Aus diesem Grund ist der Populismus immer auch eine Art Symptom für Krisenzeiten. Dabei hat er durchaus das Potenzial, positive demokratische Anstöße zu liefern.

So kann der Populismus ein Instrument sein, um mehr Kontrolle durch die Bürger:innen, mehr Transparenz oder mehr Möglichkeiten zur politischen Teilhabe zu fordern.

Einfache Lösungen

Doch in der Praxis führt Populismus leider oft zum genauen Gegenteil. Populisten zeigen keine realistischen und differenzierten Lösungen für aktuelle Probleme auf. Stattdessen machen sie sich die allgemeine Unzufriedenheit und Verunsicherung zunutze, um sehr einfache Lösungen zu präsentieren.

Nur sind diese Lösungen meist weder zielführend noch umsetzbar. Die Absicht dahinter ist in erster Linie, die eigenen politischen Ideen zu etablieren, auch wenn diese vielleicht nicht im Interesse der eigenen Anhänger:innen oder Wähler:innen und der Gesellschaft sind.

So wurde zum Beispiel ins Gespräch gebracht, dass Deutschland aus der EU austreten solle. Dabei sind sich die Experten weitestgehend einig, dass ein solcher „Dexit“ verheerende Folgen für die deutsche Wirtschaft hätte.

Wie groß die wirtschaftlichen Verluste sein können, hat nicht zuletzt der Austritt Großbritanniens aus der EU gezeigt. Doch Populisten vermitteln den Eindruck, dass Deutschland finanziell und national profitieren würde, wenn es nicht mehr Teil der Gemeinschaft wäre.

Ähnlich vereinfacht und irreführend ist die Behauptung vieler populistischen Gruppierungen, dass alle aktuellen Probleme sofort gelöst wären, wenn nur die Einwanderung unterbunden würde.

Wir hier unten gegen die dort oben

Ein Teil der einfachen Lösungen für komplexe Probleme besteht darin, dass Populisten oft einen Sündenbock ausmachen, dem sie die Verantwortung für die aktuelle Sachlage zuschieben.

Dabei kann es sich zum Beispiel um Migranten oder Menschen mit einer „wachsamen“ Einstellung gegenüber sozialer Ungerechtigkeit handeln. Häufig wählen Populisten aber auch die „bösen Eliten“, die den guten, einfachen Bürger ausnehmen.

Auf diese Weise zeichnen Populisten ein Bild aus Wir-hier-unten gegen Die-dort-oben und schüren so nur noch mehr Ängste und Vorurteile.

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Doch genau das kann sehr gefährlich werden. Denn die sehr starke Vereinfachung und das Schwarz-Weiß-Denken können die politische Debatte so stark polarisieren, dass ein echter Meinungstausch, wie er in der Demokratie notwendig ist, unmöglich wird.

In der Folge werden andere Meinungen nicht mehr anerkannt, während das Gespräch mit Gleichgesinnten die eigene Haltung zunehmend stärkt.

Im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus eine politische Radikalisierung, in der Personen mit anderen Ansichten zu Gegnern erklärt werden.

Was bedeutet Populismus (1)

Was unterscheidet Populismus von Rechtsextremismus?

Populismus ist nicht gleichbedeutend mit Rechtsextremismus. Der wesentliche Unterschied besteht darin, wie das Volk definiert wird. Während der Populismus das Volk idealisiert, geht der Rechtsextremismus noch einen Schritt weiter.

In seiner Logik gibt es das eigentliche Volk und Angreifer, vor denen das Volk beschützt werden muss. Diese Angreifer sind meist Menschen anderer Herkunft oder Personen mit einer anderen religiösen, sexuellen oder sonstigen Orientierung als die vermeintliche Mehrheit.

Aber ein solches Weltbild ist antidemokratisch. Denn ein Grundwert der Demokratie ist das Gleichheitsprinzip, nach dem vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind. Die rechtsextreme Logik aus Volk gegen Angreifer steht im Gegensatz zum demokratischen Grundpfeiler der Gleichheit.

Vermischt sich die populistische Wir-gegen-die-Haltung mit dem rechtsextremen Volk-gegen-Angreifer-Weltbild, ebnet sich der Weg für rechte bis rechtsextremistische, demokratiefeindliche Ideologien.

Das wird als Rechtspopulismus bezeichnet.

Im Rechtspopulismus zielt die Kritik an der Demokratie nicht auf eine demokratische Verbesserung ab, sondern mündet in eine antidemokratische Haltung. Experten sehen darin eine Erklärung für das Erstarken der populistischen Parteien.

Denn deren Vertreter machen sich die aktuelle Verunsicherung vieler Bürger:innen zunutze, indem sie ihnen simple, unrealistische Lösungen versprechen und gleichzeitig undemokratisches Gedankengut verbreiten.

Fehlinformationen sachlich korrigieren

Ob in Hasskommentaren in den sozialen Medien, bei größeren Veranstaltungen oder beim unangenehmen Familienessen mit rechtsorientierten Verwandten: Derzeit begegnen wir öfter populistischen Aussagen.

Gerade weil der Rechtspopulismus gefährlich ist, sollten wir ihm entgegentreten. Wichtig dabei ist, ruhig und sachlich zu bleiben und gut informiert zu sein.

Mit dieser Grundlage können wir uns die rechtspopulistischen Aussagen anhören, auf Ungereimtheiten in der Argumentation hinweisen und die vermeintlichen Fakten hinterfragen.

Eine Umfrage des ifo Instituts hat zum Beispiel gezeigt, dass viele Rechtspopulisten die Gefahr einer zunehmenden Armut wegen der offenen Grenzen in der EU für Waren, Dienstleistungen, Arbeitskräfte und Kapital als viel zu hoch einschätzen.

Möchten wir den populistischen Tendenzen etwas entgegensetzen, sollten wir den Austausch suchen und diese überschätzte Armutswahrnehmung mit sachlichen Daten berichtigen.

Alles nur als Spinnerei abzutun, macht es nicht besser, sondern schlägt letztlich in dieselbe Kerbe.

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Marlies Giesa, Geboren 1968 , über viele Jahre im In- und Ausland Deutsch unterrichtet. Ich liebe die deutsche Sprache und möchte das Wissen gerne an Schüler, Ausländer, Studenten und Interessierten weitergeben. Ich hoffe meine Übungen und Anleitungen werden ihnen helfen oder sie unterstützen. Canel Gülcan, Studentin Lehramt Deutsch & Germanistik, Christian Gülcan als Betreiber der Webseite, verfasst auch diverse Artikel, da er als Online-Redakteur täglich mit der Erstellung von hilfreichen Content arbeitet für verschiedene Zielgruppen und lange Zeit auch aktiv in der Flüchtlingshilfe, sich um die Vermittlung von Deutschkursen kümmerte.

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