Der Imperativ – Infos und Übungen
Ins Deutsche übersetzt, ist der Imperativ die Befehlsform. Allerdings ist diese Bezeichnung ein wenig irreführend, denn der Imperativ wird nicht nur für Befehle verwendet. Stattdessen können mit dem Imperativ Aufforderungen aller Art ausgedrückt werden, von der höflichen Bitte bis zum strengen Kommando.
Inhalt
Grundlegende Infos zum Imperativ
Durch den Imperativ wendet sich der Sprecher oder Schreiber direkt an eine oder mehrere Personen und fordert sie zu etwas auf. Deshalb gibt es den Imperativ im Deutschen nur für die 2. Person Singular (du), für die 2. Person Plural (ihr) und in der Höflichkeitsform (Sie).
In der Schriftsprache kann der Imperativ sowohl mit einem Ausrufezeichen als auch mit einem Punkt enden. Durch ein Ausrufezeichen wird der Aufforderung Nachdruck verliehen, sie wird also verstärkt. Ein Punkt lässt die Aufforderung ruhiger, höflicher und freundlicher wirken. Noch höflicher wird der Imperativ, wenn er mit dem Wort bitte kombiniert wird.
In der gesprochenen Sprache hat die Betonung großen Einfluss auf die Wirkung des Imperativs. Je schneller und lauter die Aufforderung ausgesprochen wird, desto strenger wirkt sie und desto mehr nimmt sie den Charakter eines Befehls an.
Die verschiedenen Funktionen des Imperativs
Wie eingangs erwähnt, wird der Imperativ keineswegs nur verwendet, um eine Aufforderung im Sinne eines Befehls auszudrücken. Stattdessen kann der Imperativ verschiedene Funktionen übernehmen. So können mit dem Imperativ unter anderem
- · Anweisungen – Drück den grünen Knopf.
- · Appelle – Lasst die Geiseln frei!
- · Anleitungen – Servieren Sie den Kuchen mit steifgeschlagener Sahne.
- · Bitten – Gib mir bitte eine Antwort.
- · Einladungen – Komm morgen Nachmittag vorbei.
- · Ratschläge – Zieh besser das blaue Hemd an.
- · Verbote – Betreten der Baustelle verboten!
- · Ermahnungen – Hör sofort damit auf!
- · Warnungen – Pass auf! Die Straßen können glatt sein.
ausgedrückt werden.
Die Bildung des Imperativs
Wird der Ansprechpartner gesiezt, kommt der formelle Imperativ zum Einsatz. Er wird aus dem Infinitiv des Verbs und dem Personalpronomen Sie gebildet. Das Personalpronomen steht dabei hinter dem Infinitiv. Hat das Verb eine trennbare Vorsilbe, steht die Vorsilbe hinter dem Personalpronomen:
- · Kommen Sie!
- · Gehen Sie weg!
Bei Personen, die geduzt werden (du/ihr), wird der informelle Imperativ verwendet. Beim informellen Imperativ fällt das Personalpronomen weg. In der 2. Person Plural wird als Imperativ das Verb in die 2. Personal Plural im Präsens gesetzt. Der Imperativ wird also wie das Präsens gebildet, nur das Personalpronomen wird weggelassen:
- · Seid bitte leiser!
- · Vergesst die Hausaufgaben nicht!
In der 2. Person Singular bildet ebenfalls die Präsensform des Verbs die Basis für den Imperativ. Neben dem Personalpronomen fällt hier aber zusätzlich auch die Endung -st weg:
- · Du bleibst stehen. – Bleib stehen!
- · Du wirfst den Ball. – Wirf den Ball!
An das Verb kann im Imperativ ein e angehängt werden (Geh! oder Gehe!). Beide Formen sind richtig und werden im heutigen Sprachgebrauch prinzipiell gleichwertig behandelt. Der Imperativ ohne e ist vor allem in der Umgangssprache üblich, während der Imperativ mit e eher in der gehobenen Sprache verwendet wird.
Bei einigen Verben gibt es jedoch Besonderheiten bei der Bildung des Imperativs:
Ändert sich der Stammvokal in der 2. Person Singular aus einem e in ein i oder ie, bleibt der Vokalwechsel auch im Imperativ erhalten. Ein e als Endung der Imperativform wird nie angehängt.
- · essen – Iss nicht so schnell!
- · geben – Gib mir bitte die Fernbedienung.
- · vorlesen – Lies den Brief laut vor.
Ändert sich der Stammvokal aus einem a in ein ä, nimmt der Imperativ diesen Vokalwechsel nicht mit. Die Endung e kann angehängt werden.
- · fahren – Du fährst. – Fahr(e)!
- · laufen – Du läufst. – Lauf(e)!
Endet der Verbstamm mit einem d, einem t, einem m oder einem n, wird im Imperativ immer ein e angehängt.
- · finden – Finde mich doch!
- · heiraten – Heirate diesen Mann bloß nicht!
- · atmen – Atme einmal tief durch.
- · zeichnen – Zeichne bitte mit Bleistift.
Verben, die auf -eln oder -ern enden, erhalten im Imperativ ein e. Das e von -eln und -ern wiederum kann auch weggelassen werden.
- · sammeln – Sammele die Punkte! oder Sammle die Punkte!
- · feiern – Feiere ein Fest! oder Feire ein Fest!
Die Verben haben, sein, werden und wissen bilden Sonderformen. Hier heißt der Imperativ nämlich
- · haben – Du hast keine Angst. – Hab(e) keine Angst!
- · sein – Du bist brav. – Sei brav!
- · werden – Du wirst Mitglied in dem Verein. – Werde Mitglied in dem Verein.
- · wissen – Du weißt, was zu tun ist. – Wisse, was zu tun ist!
Ersatzformen für den Imperativ
Um eine Aufforderung auszudrücken, muss nicht immer unbedingt der Imperativ verwendet werden. Die deutsche Sprache bietet eine Reihe von Möglichkeiten, die als Alternative in Frage kommen, unter anderem diese:
Infinitiv
In Anleitungen, Gebrauchsanweisungen, Kochrezepten und auch auf Verbotsschildern werden die Aufforderungen oft im Infinitiv ausgedrückt. Üblich ist dies außerdem bei echten und kurzen Aufforderungen in der gesprochenen Umgangssprache.
- · Die Zwiebeln in kleine Würfel schneiden.
- · Fenster und Türen schließen!
- · Die Tiere bitte nicht füttern!
- · Erst denken, dann sprechen!
Indikativ Präsens oder Futur I
Um die Aufforderung zu verdeutlichen, wird der Satz entsprechend betont oder es werden Hinweiswörter verwendet.
- · Verlass sofort das Zimmer!
- · Du kommst jetzt hierher!
- · Du wirst sofort damit aufhören!
- · Werdet Ihr wohl ruhig sein!
Modalverben müssen und sollen
- · Du musst das verstehen!
- · Ihr sollt die Wahrheit sagen!
Passiv ohne Subjekt
- · Jetzt wird geschlafen!
- · Erst werden die Hausaufgaben gemacht!
Partizip Perfekt
- · Rauchen verboten!
- · Spenden sehr willkommen!
Konjunktiv II als Frage
Diese Form wird gerne verwendet, wenn eine Aufforderung oder eine Bitte höflich ausgedrückt werden soll. Mit einer entsprechenden Benotung kann die Formulierung aber auch eine sarkastisch-ironische Note bekommen.
- · Würdest Du mir kurz helfen?
- · Könntest Du die Musik leiser machen?
Übungen zum Imperativ
1. Bilde Sätze im informellen (du/ihr) und formellen (Sie) Imperativ.
Beispiel: das Fenster + schließen
Schließ(e) das Fenster! Schließt das Fenster! Schließen Sie das Fenster!
a) nicht zu spät + schlafen gehen
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b) das Frühstück + essen
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c) den Schreibtisch + aufräumen
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d) die Schuhe + ausziehen
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e) ein Stück Kuchen + sich nehmen
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f) mich nicht + fragen
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g) auf Peter + warten
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h) die Zeitung + lesen
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2. Wozu werden die Personen aufgefordert? Bilde den Imperativ (und achte dabei auf die richtigen Pronomen!)
Beispiel: Peter setzt sich nicht auf seinen Platz. – Setz Dich auf deinen Platz!
a) Maria öffnet ihre Tür nicht. – _________________________________
b) Lisa und Tom packen ihre Geschenke nicht aus. – ___________________________
c) Der Lehrer hört mir nicht zu. – _________________________________
d) Die Kinder sind nicht brav. – _________________________________
e) Die Gäste kommen nicht herein. – _________________________________
f) Lisa wäscht ihre Hände nicht. – _________________________________
g) Markus fährt nicht vorsichtig. – _________________________________
Lösungen:
1.
a) Geh(e) nicht zu spät schlafen! Geht nicht zu spät schlafen! Gehen Sie nicht zu spät schlafen!
b) Iss das Frühstück! Esst das Frühstück! Essen Sie das Frühstück!
c) Räum(e) den Schreibtisch auf! Räumt den Schreibtisch auf! Räumen Sie den Schreibtisch auf!
d) Zieh(e) die Schuhe aus! Zieht die Schuhe aus! Ziehen Sie die Schuhe aus!
e) Nimm Dir ein Stück Kuchen! Nehmt Euch ein Stück Kuchen! Nehmen Sie sich ein Stück Kuchen!
f) Frag(e) mich nicht! Fragt mich nicht! Fragen Sie mich nicht!
g) Warte auf Peter! Wartet auf Peter! Warten Sie auf Peter!
h) Lies die Zeitung! Lest die Zeitung! Lesen Sie die Zeitung!
2.
a) Öffne Deine Tür!
b) Packt Eure Geschenke aus!
c) Hören Sie mir zu!
d) Seid brav!
e) Kommt herein!
f) Wasch(e) Deine Hände!
g) Fahr(e) vorsichtig!
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