Tipps für eine bessere Fehlerkultur

Tipps für eine bessere Fehlerkultur

Eine alte Weisheit besagt: „Aus Fehlern wird man klug.“ Doch im wahren Leben ist es leider nicht ganz so einfach. Vor allem in der Schule oder im Sprachunterricht können Fehler am Selbstbewusstsein kratzen. So mancher Schüler zweifelt an seinen Fähigkeiten und möchte einfach keine Tests mit schlechten Noten mehr sehen. Ein anderer Schüler hofft insgeheim darauf, dass sein Gegenüber den Vokabel- oder Grammatikfehler womöglich gar nicht bemerkt hat.

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Tipps für eine bessere Fehlerkultur

Dass das Bildungssystem auf den Rotstift ausgerichtet ist, macht die ganze Sache nicht leichter. Der Lehrer markiert nicht die Formulierungen, die richtig oder gut gelungen sind.

Stattdessen sucht er ausschließlich nach den Fehlern und kennzeichnet diese gut sichtbar mit roter Farbe. Und je höher die Anzahl der roten Linien, Striche und Anmerkungen ist, desto demotivierender ist der Blick auf das Blatt Papier.

Natürlich ist es zunächst kein gutes Gefühl, wenn sich das Lernen nur bedingt ausgezahlt hat. Vermutlich niemand findet es angenehm, aufgezeigt zu bekommen, was er alles falsch gemacht hat. Aber Fehler sind nicht nur schlecht.

Sie eröffnen tatsächlich die Chance, daraus zu lernen und daran zu wachsen, um es beim nächsten Mal anders zu machen. Voraussetzung dafür ist aber ein Wechsel der Perspektive.

Wir geben Tipps für eine bessere Fehlerkultur!:

Fehler bieten Lösungsperspektiven

Jeder Mensch macht Fehler. Manche Fehler passieren nur einmal, andere Fehler wiederholen sich und wieder andere Fehler werden erst im Nachhinein als solche erkennbar. Fehler und falsche Entscheidungen gehören dazu, sind ein Stück weit normal und lassen sich nicht immer vermeiden.

Tatsächlich lernen aber schon kleine Kinder, dass sie möglichst keine Fehler machen sollten. Denn Fehler haben Folgen, in der Schule zum Beispiel in Form von schlechten Noten.

Gleichzeitig bilden die Fehler die Grundlage für die Beurteilung. Wer in einem Vokabeltest oder einem Diktat viele Fehler macht, hat eben keine gute Leistung erbracht und seine Arbeit wird entsprechend bewertet.

Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, wie er mit seinen Fehlern umgeht. Natürlich ist es möglich, sich über die Fehlleistungen zu ärgern und nur das Schlechte zu sehen. Andersherum kann aber genauso entschieden werden, die positive Kraft der Fehler für sich zu nutzen.

Gibt der Lehrer die korrigierte Klassenarbeit zurück, zeigen die rot markierten Stellen nicht nur die konkreten Fehler auf. Vielmehr werden dem Schüler dadurch auch andere Dinge vor Augen geführt.

Wäre die Note genauso ausgefallen, wenn er intensiver gelernt hätte? Haben sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, die allein mangelnder Aufmerksamkeit geschuldet sind? Waren es wieder die gleichen Fehler wie beim letzten Mal? Zeigen sich trotz der Fehler Fortschritte?

All das sind Denkanstöße und Lösungsansätze, die sich durch die Fehler eröffnen. Der Schüler hat also die Wahl, ob er sich mit der nicht ganz so guten Note abfindet oder ob er die Fehler als Chance versteht, Erkenntnisse für sich zu gewinnen und etwas daraus zu lernen.

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Fehler bedürfen keiner Rechtfertigung

Im Deutschen gibt es die Redewendung, für seine Fehler geradezustehen. Jemand hat etwas falsch gemacht und muss es nun wieder zurechtrücken oder ausbügeln. Dabei schwingt in dem Ausdruck mit, dass andere darüber urteilen, was richtig ist und was nicht.

Die englische Sprache hingegen kennt den Ausdruck „owning your mistakes“. Fehler, die jemand macht, sind also seine Fehler und er kann damit anstellen, was er möchte.

Er muss sich nicht vor anderen rechtfertigen und nichts gegenüber Dritten in Ordnung bringen. Stattdessen kann er frei entscheiden, wie er damit umgeht und welche Erkenntnisse er daraus für sich ableitet.

Das Gefühl einer gewissen Scham oder eines Versagens fällt damit weg. Denn was einem selbst gehört, muss einem nicht unangenehm sein. Gleichzeitig ermutigt diese Sichtweise dazu, sich mit den Fehlern auseinanderzusetzen und zu überlegen, was damit passieren soll. Ist es in Ordnung, wenn alles so bleibt? Oder wäre es nicht schöner, wenn der Lehrer den Rotstift künftig weniger oft zücken würde?

Fehler profitieren von Toleranz

Wer beispielsweise eine neue Sprache lernt, braucht Geduld. Manche Vokabeln wollen einfach nicht im Gedächtnis bleiben, die eine oder andere Grammatikregeln bleibt ein Rätsel. Um sich die Sprachkenntnisse trotzdem anzueignen und die neue Sprache zu üben, werden verschiedene Mittel und Wege ausprobiert.

Es kann zwar ein bisschen dauern, doch irgendwann ist der Schüler auf dem Stand, den er erreichen wollte. Zwischendurch musste er vielleicht Rückschritte hinnehmen, hat aber genauso Erfahrungen gesammelt und Erkenntnisse gewonnen. Und ohne die Fehler, die er gemacht hat, wäre er nicht dort, wo er ist.

Natürlich kann der Schüler versuchen, Fehler möglichst zu vermeiden. Andersherum kann er aber auch den Druck herausnehmen und sich Fehler erlauben. Die Fehlertoleranz macht es einfacher, Misserfolge anzunehmen. Auch ein Muttersprachler spricht seine Sprache nie vollkommen perfekt.

Trotzdem käme er nicht auf die Idee, an seinem Können zu zweifeln. Gesteht sich der Schüler zu, dass er in der Lernphase ist, kann er die Fehler produktiv nutzen. Denn sie zeigen ihm auf, woran er noch arbeiten muss. Und genau darum geht es beim Lernen.

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Marlies Giesa, Geboren 1968 , über viele Jahre im In- und Ausland Deutsch unterrichtet. Ich liebe die deutsche Sprache und möchte das Wissen gerne an Schüler, Ausländer, Studenten und Interessierten weitergeben. Ich hoffe meine Übungen und Anleitungen werden ihnen helfen oder sie unterstützen. Canel Gülcan, Studentin Lehramt Deutsch & Germanistik, Christian Gülcan als Betreiber der Webseite, verfasst auch diverse Artikel, da er als Online-Redakteur täglich mit der Erstellung von hilfreichen Content arbeitet für verschiedene Zielgruppen und lange Zeit auch aktiv in der Flüchtlingshilfe, sich um die Vermittlung von Deutschkursen kümmerte.

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