Was spricht für immersives Lernen?

Was spricht für immersives Lernen?

Es gibt verschiedene Mittel und Wege, um eine Sprache zu lernen. Die Möglichkeiten reichen vom Sprachkurs über Bücher bis hin zu Apps. Doch die Praxis zeigt, dass eine Methode besonders effektiv ist: das immersive Lernen. Wir erklären, was es mit dieser Lernmethode auf sich hat, wie sie umgesetzt werden kann und was für immersives Lernen spricht.

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Was spricht für immersives Lernen

In die Sprache eintauchen

Findet das immersive Lernen im Sprachunterricht statt, verwendet die Lehrkraft ausschließlich die jeweilige Sprache. Das gilt für Erklärungen, Anweisungen oder Feedback genauso wie für alles andere. Seit rund 50 Jahren findet diese Methode weltweit Anwendung.

Denn es ist erwiesen, dass Immersion die Lese- und Schreibfähigkeit, die schulischen Leistungen, das Denkvermögen und das kulturelle Verständnis positiv beeinflusst.

Immersives Lernen bedeutet, in eine Sprache einzutauchen. Gleichzeitig eignet sich der Lernende die Sprache so an, wie er sie tatsächlich verwenden wird. Das wiederum klappt umso besser, wenn das Lernen über den Unterricht hinausgeht.

Der Lernende sollte die Sprache also auch in anderen Lebensbereichen nutzen, um sie auf diese Weise regelmäßig in einem bestimmten Kontext zu üben. Das Ziel dabei ist, die Areale im Gehirn zu aktivieren, die dafür zuständig sind, die neue Sprache zu verarbeiten.

Naheliegende Mittel nutzen

Heutzutage beschäftigt sich eine Person im Durchschnitt rund fünf Stunden täglich mit dem Handy. In den westlichen Industrienationen verbringen die jungen Generationen zum Teil sogar bis zu neun Stunden pro Tag vor dem Bildschirm und in den sozialen Medien. Das ist viel Zeit, die zum Lernen genutzt werden könnte.

Dabei muss das Lernen aber nicht darin bestehen, über Büchern zu sitzen und Vokabeln oder Grammatikregeln zu pauken. Beim immersiven Lernen geht es eher darum, die Sprache in den Alltag einzubinden.

Möglich ist das zum Beispiel, indem die Spracheinstellungen des Handys geändert werden. Jedes Mal, wenn der Lernende das Gerät in die Hand nimmt, begegnet er Kleinigkeiten wie dem Datum, den Namen der Apps oder der Menüführung in der neuen Sprache.

Eine andere simple und alltagstaugliche Möglichkeit ist, Fernsehsendungen mit Untertiteln in der Fremdsprache zu schauen. Auf diese Weise erlebt der Lernende, wie die Sprache eingesetzt und angewendet wird.

Gleichzeitig schult er quasi nebenbei sein Verständnis dafür, wie einzelne Vokabeln, Redewendungen und umgangssprachliche Begriffe im jeweiligen Zusammenhang verwendet werden.

Allerdings kommt es dabei auf die Inhalte an. Eignet sich der Lernende eine Sprache so an, wie er sie später nutzen wird, wird er sie schneller fließend sprechen können. Voraussetzung ist aber, dass der Kontext passt. Schaut er sich zum Beispiel eine Dokumentation über Luxusyachten an, mag das zwar interessant sein und den Wortschatz erweitern.

Doch wirklich hilfreich ist das nicht. Denn das Wissen darüber, worauf es bei einer Luxusyacht ankommt und wie die einzelnen Gegenstände an Bord heißen, bringt dem Lernenden nur dann etwas, wenn er sich ein Boot kaufen wollte.

Würde er hingegen eine Sendung schauen, die Geschichten aus dem privaten Alltag oder dem Berufsleben erzählt, könnte er das Gelernte viel eher in seinen Sprachgebrauch übertragen.

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Vor Ort und hautnah immersiv lernen

Der beste und effektivste Weg, um eine neue Sprache zu lernen, besteht darin, sie sich dort anzueignen, wo sie gesprochen wird. Denn vor Ort kann der Lernende sehr tief in die Sprache eintauchen. Allein schon seine Anwesenheit führt dazu, dass der Lernende ständig und überall von der Fremdsprache umgeben ist. Dadurch lernt er ständig und eben auch außerhalb des Klassenzimmers.

Ob die Produkte im Supermarkt, die Speisekarten in Restaurants, die Fahrpläne von öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Straßenschilder: Wo auch immer der Lernende hinsieht, liest er Wörter in der Fremdsprache.

Das ist deshalb nützlich und hilfreich, weil das Lesen ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine gute Lesekompetenz in einer Fremdsprache oft auch die Sprachkompetenzen in dieser Sprache verbessert. Wer also eine Sprache sicher und flüssig lesen kann, tut sich mit dem aktiven Sprechen häufig ebenfalls leichter.

Weil das Lesen und das Sprechen eng zusammengehören, ist wichtig, beides regelmäßig zu üben. Das klappt vor Ort besonders gut. Denn die meisten Menschen, die in einem Land leben, sprechen eben die jeweilige Landessprache.

Das gilt für die Mitschüler oder Arbeitskollegen genauso wie für die Nachbarn und die Mitarbeiter in Büros, Geschäften oder Restaurants. Der Lernende kommt auf diese Weise ganz automatisch und zwangsläufig mit der neuen Sprache in Kontakt.

Immersives Lernen macht schlau

Wissenschaftler in Israel und den USA haben untersucht, wie sich das Gehirn von Menschen entwickelt, die eine neue Sprache lernen. Die Probanden waren Studenten, die an zweijährigen Immersionsprogrammen im Ausland teilnahmen.

Bei der Studie stellte sich heraus, dass das Gehirn sogar die Erstsprache anders und besser verarbeiten kann, wenn eine Zweitsprache dazukommt.

Bereits ein kurzer Sprachaufenthalt im Ausland kann sich positiv auf die Gehirnfunktionen auswirken. Eine weitere Sprache immersiv zu lernen, macht die grauen Zellen also noch ein bisschen leistungsfähiger.

Zusätzliche Motivation

Wer eine Sprache direkt dort lernt, wo sie gesprochen wird, nimmt zwangsläufig am alltäglichen Leben mit all seinen typischen Abläufen, Routinen und Aufgaben teil. Einen besseren Weg die Vokabeln, Redewendungen und Sätze zu lernen, die für den normalen Sprachgebrauch tatsächlich benötigt werden, gibt es nicht.

Doch das immersive Lernen vor Ort hilft nicht nur dabei, eine Sprache schneller fließend zu beherrschen. Stattdessen baut der Lernende auch eine tiefere Verbindung zu dem Ort auf, an dem er sich aufhält. Sich in einer Stadt bewegen und in der Landessprache mit den Einheimischen kommunizieren zu können, verändert die Sichtweise.

Der Lernende fühlt sich weniger wie ein Fremder oder ein Gast, der nur kurz da ist. Vielmehr eröffnen ihm die Sprachkenntnisse die Möglichkeit, dazuzugehören und teilzuhaben. Das wiederum stärkt einerseits das Selbstvertrauen und motiviert andererseits dazu, am Ball zu bleiben und weiterzulernen.

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Marlies Giesa, Geboren 1968 , über viele Jahre im In- und Ausland Deutsch unterrichtet. Ich liebe die deutsche Sprache und möchte das Wissen gerne an Schüler, Ausländer, Studenten und Interessierten weitergeben. Ich hoffe meine Übungen und Anleitungen werden ihnen helfen oder sie unterstützen. Canel Gülcan, Studentin Lehramt Deutsch & Germanistik, Christian Gülcan als Betreiber der Webseite, verfasst auch diverse Artikel, da er als Online-Redakteur täglich mit der Erstellung von hilfreichen Content arbeitet für verschiedene Zielgruppen und lange Zeit auch aktiv in der Flüchtlingshilfe, sich um die Vermittlung von Deutschkursen kümmerte.

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