Germanistik

Germanistik

Die Bezeichnung Germanistik steht für jene geisteswissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der deutschen Sprache und der deutschsprachigen Literatur beschäftigt. Im weiter gefassten Sinne beschränkt sich die Germanistik nicht nur auf die deutsche Sprache, sondern sieht ihre Aufgabe darin, die germanischen Sprachen, Literaturen und Kulturen zu erforschen.

Generell setzt sich die Germanistik aus den Bereichen Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft zusammen. Nach heutigem Verständnis umfasst die moderne Germanistik allerdings drei Teilbereiche, nämlich die Germanistische Linguistik und die Literaturwissenschaft aufgeteilt in die Germanistische Mediävistik und die Neuere deutsche Literatur.

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Die Germanistische Linguistik

Die Sprachwissenschaft erforscht die deutsche Sprache in zweierlei Hinsicht. So steht zum einen die historische Entwicklung der deutschen Sprache im Blickpunkt der Untersuchungen. Zum anderen beschäftigt sich die Germanistische Linguistik mit den funktionalen Beziehungen der einzelnen Sprachsysteme und untersucht deren Gemeinsamkeiten in den Bereichen Wortschatz, Lautsystem und Grammatik. Dabei bezieht die Sprachwissenschaft alle vier Sprachstufen der deutschen Sprache ein.

Diese Sprachstufen sind das Althochdeutsche (750 bis 1050), das Mittelhochdeutsche (1050 bis 1350) das Frühneuhochdeutsche (1350 bis 1650) und das Neuhochdeutsche (ab 1650).

Außerdem analysiert die Germanistische Linguistik die deutsche Sprache, wobei sie dazu verschiedene Gesichtspunkte zugrunde legt. So können beispielsweise Schreibweisen, Beugungsformen, Wörter oder ganze Texte Ausgangspunkte der Untersuchungen sein. Die Forschungen können aber auch mit Blick auf die verschiedenen Erscheinungsformen der Sprache, beispielsweise als Umgangssprache, als geschriebene Sprache oder als Dialekt, erfolgen.

Die Germanistische Mediävistik und die Neuere deutsche Literatur

Die Literaturwissenschaft gliedert sich in zwei Teilfächer. Den einen Teilbereich bildet die Germanistische Mediävistik, die früher auch als die Alte Abteilung oder als die Altgermanistik bezeichnet wurde. Sie beschäftigt sich mit der deutschsprachigen Literatur seit den Anfängen im Frühmittelalter bis zur Neuzeit. Den zweiten Teilbereich bildet das Fach Neuere deutsche Literatur.

Dieses Fach, das früher Neue Abteilung genannt wurde, befasst sich mit der deutschen Literatur ab dem 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In der Schweiz verläuft die Grenze allerdings ein wenig anders, denn hier werden der Barock und die Frühe Neuzeit noch der Mediävistik zu geordnet.

Die Literaturwissenschaft erforscht die deutsche Literatur systematisch nach Formen, Gattungen, Stoffen und Motiven und untersucht sie anhand historischer Aspekte nach Epochen und Autoren. Die wesentlichen Arbeitsfelder der Literaturwissenschaft sind die Editionswissenschaft, also das Sichten und Erschließen von literarischen und historischen Quellen als Grundlage der geisteswissenschaftlichen Forschung, die Literaturgeschichtsschreibung und die Analyse deutschsprachiger Literatur.

Daneben bildet die Untersuchung der Beziehungen zwischen der deutschsprachigen Literatur und fremdsprachigen Literaturen sowie geschichtlichen Hintergründen eine weiteres zentrales Arbeitsgebiet. Die deutsche Germanistik legt hierbei jedoch häufig ihr eigenes Verständnis der Literaturwissenschaft zugrunde. Zudem sieht sich die deutsche Germanistik gerne in der Rolle der allgemeinen Literaturwissenschaft. In diesem Sinne beschreibt sie sich als separater Wissenschaftszweig mit eigenen Forschungspraktiken, dem andere Teildisziplinen der Sprach- und Literaturwissenschaften als eine Art Hilfsmittel dienen.

Die Germanistik als Basis für viele Berufe

Ein Germanistikstudium kann die Grundlage für eine Tätigkeit in verschiedenen beruflichen Bereichen bilden. So kann ein Studium der Germanistik für eine Tätigkeit im Buchhandel qualifizieren, etwa als Buchhändler, als Grossist oder als Antiquar. Im Verlagswesen sowie im Literatur- und Kulturbetrieb kommt unter anderem eine Tätigkeit als Verleger, Pressereferent, Lektor, Übersetzer, Literaturagent, Moderator, Dramaturg oder Kulturmanager in Frage.

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bietet mit dem Pressesprecher, dem Redenschreiber, dem Journalist, dem Texter, dem Redakteur oder dem Kommunikationstrainer ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten.

Neben dem Bibliothekar oder dem Archivar qualifiziert ein Germanistikstudium aber auch für eine Tätigkeit als Lehrer an praktisch allen Schulformen von der Grundschule bis zur Universität sowie in der Erwachsenenbildung. In der Lehramtsausbildung für das Fach Deutsch müssen die Studenten an einigen Hochschulen neben der Germanistik jedoch auch das Fach Sprecherziehung belegen.

Die Sprecherziehung befasst sich mit der mündlichen Kommunikation und zielt auf eine Förderung der Rede-, der Ausdrucks- und der Gesprächsfähigkeit ab. Zu diesem Zweck arbeitet die Sprecherziehung mit verschiedenen angrenzenden Disziplinen wie der Sprachwissenschaft, der Pädagogik, der Psychologie, der Soziologie und der Medizin zusammen.

Eine Besonderheit in Deutschland ist, dass in der Germanistik ein eigenständiger Master-Studiengang mit Schwerpunkt in Sprechwissenschaft und Sprecherziehung angeboten wird. Ein solches Studium ist derzeit allerdings nur an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken möglich.

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