Ausführlicher Ratgeber rund ums richtige Entschuldigen, Teil 2
Ein Fehler ist schnell passiert. Doch manchmal schaukelt sich eine banale Kleinigkeit zu einem handfesten Streit hoch. Aus der Situation heraus werden dann mitunter Dinge gesagt, die nicht angebracht sind und eigentlich auch gar nicht so gemeint waren. Genauso kann es passieren, dass jemand etwas sagt oder tut und damit unbewusst einen anderen kränkt.
Um die Sache zu bereinigen und das Verhältnis wieder gerade zu rücken, muss eine Entschuldigung her. Doch das ist oft leichter gesagt, als getan. Denn manchmal fällt es ganz schön schwer, auf den anderen zuzugehen und sich zu entschuldigen. Und eine Entschuldigung nützt letztlich wenig, wenn sie beim Gegenüber gar nicht richtig ankommt.
Worauf gilt es also zu achten?
In einem ausführlichen Ratgeber rund ums richtige Entschuldigen klären wir die wichtigsten Fragen. Dabei ging es in Teil 1 darum, warum eine Entschuldigung manchmal so schwerfällt, inwieweit eine Entschuldigung ein Zeichen von Schwäche ist und wann eine Entschuldigung angebracht ist. Außerdem haben wir uns angeschaut, worauf es beim Entschuldigen ankommt.
Hier geht’s nun weiter mit Teil 2.:
Inhalt
Warum hat ein “Aber” in einer Entschuldigung nichts zu suchen?
„Entschuldigung, dass ich den Termin vergessen habe. Aber ich habe gerade furchtbar viel um die Ohren.“ oder „Tut mir leid. Da habe ich Sie wohl missverstanden. Aber das kann ja jedem Mal passieren.“ Solche Entschuldigungen sind wenig wert. Denn das „Aber“ hebt sie unterm Strich wieder auf.
Natürlich kann eine Erklärung nicht schaden. Derjenige, der sich entschuldigt, kann damit erläutern, warum es zu dem Fehler kam. So entlastet er sich selbst. Sein Gegenüber wiederum kann besser nachvollziehen, wie die Situation entstanden ist.
Doch taucht in der Entschuldigung ein „Aber“ auf, verliert sie ihre Wirkung. Denn die Person räumt zwar einen Fehler oder ein Missgeschick ein, schiebt die Verantwortung im nächsten Atemzug aber gleich wieder von sich.
Noch problematischer sind Aber-Sätze, die den anderen mit einbeziehen: „Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Aber du bist ja auch nicht immer pünktlich.“ oder „Sorry, mein Fehler. Aber du hättest dich klarer ausdrücken müssen.“
Solche Aussagen sind in Wahrheit gar keine Entschuldigungen, sondern eher Gegenangriffe. Die Person spricht zwar eine Entschuldigung aus, macht ihrem Gegenüber aber gleichzeitig einen Vorwurf. So wird sich ein Konflikt kaum aus der Welt schaffen lassen.
Wenn sich eine Person ernsthaft und aufrichtig entschuldigen möchte, muss sie ihren Fehler eingestehen und die Verantwortung dafür übernehmen. Dann muss aber auch ihre Entschuldigung ohne Wenn und Aber auskommen. Oder die Person sieht den Fehler eben nicht bei sich. In diesem Fall sollte sie sich auch die Entschuldigung sparen.
Was ist, wenn der Fehler woanders liegt?
Im Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen eine Person eine Entschuldigung erwartet. Ihr Gegenüber hat aber gar nichts falsch gemacht oder sieht sich selbst im Recht. Manchmal beruht die ganze Sache auch auf einem Missverständnis, an dem eigentlich keiner von beiden wirklich schuld ist.
Schwierig ist eine solche Situation deshalb, weil hier zwei Dinge zusammenkommen. Um den Frieden wiederherzustellen, ist es einerseits notwendig, einzulenken und auf den anderen zuzugehen. Andererseits macht es keinen Sinn, die Schuld für einen Fehler zu übernehmen, den die Person gar nicht gemacht hat.
Auflösen lässt sich das Dilemma, indem die Person die Schuldfrage außen vor lässt. Dazu kann sie die Entschuldigung durch Formulierungen ersetzen, die zum Ausdruck bringen, dass sie ihr Gegenüber versteht und die Situation bedauert. Zum Beispiel so: „Ich kann gut verstehen, dass du sauer bist.“ oder „Es tut mir leid, dass Ihnen Unannehmlichkeiten entstanden sind.“
Für den Gesprächspartner ist in aller Regel nicht entscheidend, dass er das Wort „Entschuldigung“ hört oder sein Gegenüber die Schuld auf sich nimmt. Was ihn versöhnlich stimmt, ist vielmehr, dass er sich verstanden und ernst genommen fühlt.
Wenn die Schuldfrage geklärt werden muss
Manchmal kann es wichtig sein, den vermeintlichen Fehler aufzuklären.
Ein Beispiel:
Ein Freund ruft verärgert an, weil er schon seit über einer Stunde am vereinbarten Treffpunkt wartet. Tatsächlich hat er sich aber vertan, denn die Verabredung war erst für den nächsten Tag geplant. In dieser Situation wäre es natürlich Quatsch, den Fehler auf sich zu nehmen. Aber den Vorwurf so im Raum stehen zu lassen, ist auch nicht sinnvoll. Schließlich würde die Person dadurch als unzuverlässig dastehen.
Eine diplomatische Lösung ist, zuerst Verständnis zu äußern und den Fehler anschließend sachlich aufzuklären: „Oje, tut mir leid, dass du schon so lange wartest. Nur hatten wir uns für Mittwoch verabredet – und heute ist Dienstag. Bleibt es trotzdem bei morgen?“
Was ist bei einer echten, glaubwürdigen Entschuldigung noch wichtig?
Auch wenn eine Entschuldigung aufrichtig gemeint ist, sind es zunächst einmal nur Worte. Und ihnen müssen Taten folgen. Passiert das nicht, fühlt sich der andere verschaukelt und wird erst recht sauer.
Nach der Entschuldigung sollte sich die Person also darum bemühen, den Fehler möglichst schnell zu beheben. Hat die Person etwas vergessen, sollte sie es zügig nachholen. Kommt die Person zu spät, sollte sie sich sofort auf den Weg machen und sich beeilen. Reklamiert ein Kunde einen defekten Gegenstand, sollte er zeitnah einen Ersatz bekommen.
Ganz wichtig ist außerdem, dass sich der Fehler nicht mehr wiederholt. Denn spätestens nach dem dritten Mal wird die Entschuldigung zu einer Farce, die kein Mensch mehr glaubt. Ein Beispiel: Ein Arbeitskollege kommt regelmäßig zu spät. Und er hat stets eine Entschuldigung parat.
So hatte mal der Zug Verspätung, beim nächsten Mal war der Wecker kaputt, mal war das Auto zugeparkt und dann war das Kind nicht rechtzeitig fertig. Solche Entschuldigungen klingen nach billigen Ausreden.
Natürlich kann es jedem passieren, dass er sich mal verspätet. Doch wenn die Sache für den Arbeitskollegen mit einer lapidaren Entschuldigung getan ist und er zwei Tage später wieder zu spät kommt, nimmt ihm irgendwann niemand mehr seine Ausflüchte ab.
Und niemand glaubt ihm, dass es ihm tatsächlich leid tut. Seine Entschuldigungen kann er sich also sparen. Denn sie machen die Sache am Ende nur noch schlimmer.
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