Ausführlicher Ratgeber rund ums richtige Entschuldigen, Teil 1
Jedem kann ein Fehler unterlaufen. Doch im Eifer des Gefechts schießt so mancher übers Ziel hinaus. Er vergreift sich im Ton und es fallen böse Worte, die so gar nicht gemeint waren. Manchmal passiert es aber auch ganz ohne böse Absicht und völlig unbewusst, dass ein Gegenüber verärgert, enttäuscht oder verletzt ist.
Um die Sache aus der Welt zu schaffen, wird es dann jedenfalls Zeit für eine Entschuldigung. Nur ist das mitunter gar nicht so einfach.
Denn es stellen sich viele Fragen: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was ist eine angemessene Form? Und wie lässt sich erreichen, dass die Entschuldigung auch wirklich so ankommt, wie sie gemeint ist?
Wir haben einen ausführlichen Ratgeber rund ums richtige Entschuldigen zusammengestellt.
Hier ist Teil 1.:
Inhalt
Warum fällt es manchmal so schwer, sich zu entschuldigen?
Fehler sind menschlich. Und manchmal entwickelt sich aus einer eigentlich belanglosen Kleinigkeit ein handfester Streit. Wenn die Beziehung nicht darunter leiden soll, führt an einer Entschuldigung meist kein Weg vorbei. Denn die Entschuldigung versöhnt den anderen und stellt die Basis für ein harmonisches Miteinander wieder her.
Nur ist die Sache mit der Entschuldigung oft gar nicht so einfach. Vielen Menschen fällt es schwer, sich zu entschuldigen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass im deutschen Wort Entschuldigung der Begriff Schuld steckt. Und wer möchte schon die Schuld für etwas auf sich nehmen, wenn er sich gar nicht schuldig fühlt? Oder wenn aus seiner Sicht der andere auch nicht ganz unschuldig daran ist, dass es überhaupt soweit gekommen ist?
Hinzu kommt, dass eine Entschuldigung bedeutet, einen Fehler einzugestehen. Offensichtlich ist etwas falsch gelaufen, sonst hätte es die Unstimmigkeiten ja nicht gegeben. Einen Fehler einzuräumen und dafür geradezustehen, ist nur nicht so einfach.
Vor allem dann nicht, wenn eigentlich ein anderer den Fehler zu verantworten hat. Kommt jemand zum Beispiel zu spät zu einer Verabredung, weil er im Büro aufgehalten wurde oder im Stau stand, wird er vielleicht nachvollziehen können, dass sein wartender Partner sauer ist. Aber einen Grund für eine aufrichtige Entschuldigung wird er nicht sehen. Schließlich kann er nichts dafür, dass er zu spät gekommen ist.
Genauso wird es einer beruflich stark eingespannten Person schwer fallen, sich dafür zu entschuldigen, dass sie nach einer langen Arbeitswoche keine Lust auf einen Familienausflug am Wochenende hat. Ihr Partner ist vielleicht enttäuscht. Aber die Person erwartet eigentlich Verständnis und keine Vorwürfe. Schließlich rackert sie sich ja für die Familie ab.
Der Mitarbeiter in einem Geschäft wiederum wird wenig Lust haben, sich bei einem Kunden für ein kaputtes Produkt zu entschuldigen. Er kann zwar verstehen, dass der Kunde aufgebracht und wütend ist. Aber der Mitarbeiter hat das Produkt nicht hergestellt. Warum sollte er also die Verantwortung übernehmen?
Zeugt eine Entschuldigung nicht von Schwäche?
Es wirkt ein bisschen so, als gebe es bei Entschuldigungen ein Machtgefälle: Die Kinder entschuldigen sich bei den Eltern, die Schüler beim Lehrer, die Mitarbeiter beim Chef und der Dienstleister beim Kunden. Jemanden um Entschuldigung zu bitten, räumt ein, etwas falsch gemacht zu haben.
Genau dieses Eingeständnis wird hierzulande oft als Zeichen von Schwäche verstanden. Doch diese Blöße möchte sich in einer Gesellschaft, in der es um Erfolge geht, kaum jemand geben. Da wird lieber versucht, Fehler zu vertuschen.
Um cool zu sein und das makellose Image zu bewahren, wird jede Schuld von sich gewiesen. Jemandem auf den Schlips zu treten, kann passieren, ist aber kein Grund, gleich große Worte zu machen. Doch in Wahrheit ist es genau andersherum: Einen Fehler zuzugeben, zeugt von Stärke. Und auf den anderen zuzugehen, sich zu entschuldigen und ihm die Hand zu reichen, ist ein Zeichen von innerer Größe.
Hinzu kommt, dass das Wort Entschuldigung im Deutschen genauso zu einem höflichen Umgangston gehört wie Danke und Bitte. Es zeugt von guten Manieren und Höflichkeit. Erstaunlicherweise kommt vielen trotzdem das englische Sorry leichter über die Lippen – obwohl die Bedeutung gleich ist.
Wann ist eine Entschuldigung angebracht?
Grundsätzlich muss zwischen zwei Arten von Entschuldigungen unterschieden werden:
- Entschuldigung im eigentlichen Sinne: Die Bitte um Entschuldigung zielt darauf ab, ein gestörtes Verhältnis in Ordnung zu bringen. Sie ist dann angebracht, wenn eine Person einen anderen verärgert, gekränkt, verletzt oder ihm Unannehmlichkeiten bereitet hat. Ob das bewusst oder unbewusst passiert ist, spielt keine Rolle.
- Entschuldigung als Höflichkeitsform: Diese Form der Entschuldigung hat nicht unbedingt einen tieferen Sinn, sondern soll höflich sein. Unterbricht jemand ein Gespräch, fragt er einen Fremden nach dem Weg oder betritt er unaufgefordert einen Raum und beginnt er seine Frage oder Aussage mit einem “Entschuldigung, …” zeigt er sich rücksichtvoll, freundlich und gut erzogen.
Was ist beim Entschuldigen wichtig?
Die Befürchtung, wie der Schwächere zu wirken, der um des lieben Friedens willen auf den anderen zugeht, ist bei einer Entschuldigung nicht völlig von der Hand zu weisen. Denn eine Person, die ständig damit beschäftigt ist, sich für alles und jeden zu entschuldigen, scheint tatsächlich nicht sehr selbstbewusst zu sein.
Aber die Idee von einer Entschuldigung ist nicht, in die Rolle des unterwürfigen Bittstellers zu schlüpfen.
Es geht vielmehr darum,
- dem anderen höflich und mit Verständnis entgegenzukommen,
- sein Bedauern zum Ausdruck zu bringen,
- die Bereitschaft zu einer Versöhnung zu vermitteln
- und dabei gleichzeitig souverän zu wirken.
Das Ziel einer Entschuldigung ist, ein gestörtes oder belastetes Verhältnis wieder gerade zu rücken, damit sich beide Seiten wieder positiv und harmonisch begegnen können.
Das gelingt am besten, wenn sich die Person überlegt, wann sie selbst eine Entschuldigung erwarten würde. Und wenn sie sich Gedanken darüber macht, wie die Entschuldigung sein müsste, damit sie diese annehmen und ihren Ärger beiseite legen könnte.
Erfreulicherweise fallen die Antworten auf diese Fragen bei fast allen Menschen ziemlich ähnlich aus:
Derjenige, der um Verzeihung bittet, soll keine Ausreden auftischen und keine Gegenangriffe starten. Stattdessen soll er seinen Fehler einräumen, Bedauern oder Verständnis zeigen und bereit sein, das Problem aus der Welt zu schaffen. Er soll also vermitteln, dass er sein Gegenüber ernst nimmt und es ihm leid tut, was passiert ist. Genau so sollte auch die Person vorgehen, wenn sie sich entschuldigen will.
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