Die wichtigsten Regeln zur indirekten Rede, Teil 1

Die wichtigsten Regeln zur indirekten Rede, Teil 1

Die indirekte Rede gibt etwas Gesagtes in eigenen Worten wieder. Anders als die direkte Rede, die den genauen Wortlaut zitiert, wiederholt die indirekte Rede nur in etwa. Bei der wörtlichen Rede können zwar die richtigen Satzzeichen zur Herausforderung werden. Doch insgesamt ist es nicht allzu schwierig, die direkte Rede zu bilden. Bei der indirekten Rede ist das etwas anders. Denn sie verwendet Konjunktivformen, was mitunter etwas verwirrend ist.

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Die wichtigsten Regeln zur indirekten Rede, Teil 1

Aber keine Sorge: In einem zweiteiligen Beitrag erklären wir die wichtigsten Regeln zur indirekten Rede!:

Indirekte Rede: Was genau ist das?

Durch die indirekte Rede wird wiedergegeben, was eine andere Person gesagt, gedacht oder geschrieben hat. Dabei wird die Person aber nicht wörtlich, sondern in eigenen Worten zitiert. Damit ist die indirekte Rede das Gegenstück zur direkten, wörtlichen Rede.

  • Direkte Rede: Peter erklärte: „Ich bin gerade auf dem Weg in den Supermarkt.“

  • Indirekte Rede: Peter erklärte, er sei gerade auf dem Weg in den Supermarkt.

Das Beispiel zeigt schon die wichtigsten Unterschiede. So werden bei der indirekten Rede andere Satzzeichen verwendet. Die Anführungszeichen zum Beispiel fallen weg. Außerdem steht das Verb (Tuwort) im Konjunktiv. Die genauen Regeln schauen wir uns in den folgenden Abschnitten ausführlich an.

Wichtig ist die indirekte Rede in offiziellen Texten wie Stellungnahmen, Nachrichten oder Zeitungsartikeln. Auch im Gespräch wird die indirekte Rede regelmäßig verwendet.

Allerdings wird umgangssprachlich oft nicht die grammatikalisch korrekte Konjunktivform eingesetzt. Mithilfe der indirekten Rede können sowohl Aussagen als auch Fragen und Ausrufe wiedergegeben werden.

Der Konjunktiv in der indirekten Rede

Ein wesentliches Instrument bei der indirekten Rede ist der Konjunktiv. Auch als Möglichkeitsform bezeichnet, wird der Konjunktiv im alltäglichen Sprachgebrauch eher selten angewendet. Für die indirekte Rede ist er aber erforderlich.

Den Konjunktiv gibt es in zwei verschiedenen Formen, nämlich als Konjunktiv I und Konjunktiv II. Das Gegenstück zum Konjunktiv, also gewissermaßen die normale Grundform, ist der Indikativ. In der indirekten Rede kommt in den meisten Fällen der Konjunktiv I zum Einsatz.

Hier ein paar Beispiele:

Indikativ Konjunktiv I Konjunktiv II
ich bin sei wäre
du musst müssest müsstest
er/sie/es redet rede redete
wir treffen treffen träfen
ihr singt singet sänget
sie fahren fahren führen

Der Konjunktiv I wird meistens gebildet, indem das -(e)n von der Grundform des Verbs abgeschnitten und je nach Person die Endung -e, -est, -et oder -en angehängt wird.

Wie oft in der deutschen Sprache gibt es aber Ausnahmen. Deshalb hilft letztlich nur, die Konjunktivformen zu lernen und zu üben.

Weil der Konjunktiv I im Alltag eher selten genutzt wird, klingt er manchmal ziemlich ungewohnt und seltsam hochtrabend. Umgangssprachlich wird deshalb öfter der Konjunktiv II oder der Indikativ verwendet. In der Schriftsprache sollte aber die grammatikalisch richtige Form gebildet werden.

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Der Konjunktiv II in der indirekten Rede

Für die indirekte Rede ist der Konjunktiv I fast immer die richtige Form. Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen. Bei einigen Verben sind der Indikativ und der Konjunktiv I identisch.

Das ist zum Beispiel bei „ich schwimme“ oder „wir laufen“ so. Um dann zu verdeutlichen, dass es sich um einen Konjunktiv handelt, wird der Konjunktiv II „ich schwämme“ und „wir liefen“ eingesetzt.

Auch wenn der Indikativ und der Konjunktiv I nicht ganz gleich, aber sehr ähnlich sind, wird eher der Konjunktiv II genutzt. „Ihr lest“ zum Beispiel heißt im Konjunktiv I „ihr leset“. Stattdessen kann aber auch der Konjunktiv II „ihr läset“ in die indirekte Rede eingesetzt werden.

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird außerdem sehr viel öfter der Konjunktiv II oder einfach nur der Indikativ verwendet, weil diese Formulierungen vertrauter klingen.

Eine weitere Möglichkeit ist, auf eine Konstruktion mit „würden“ auszuweichen, beispielsweise „ihr würdet lesen“.

Die Perspektive in der indirekten Rede

Die direkte Rede zitiert eine Aussage oder eine Überlegung wortwörtlich. In der indirekten Rede ist das anders. Hier äußert sich eine dritte Person in ihren eigenen Worten über etwas, was gesagt wurde.

Dadurch verändert sich auch der Blickwinkel. Aus diesem Grund ist es manchmal notwendig, Faktoren wie die Person oder die Zeit anzupassen.

  • Direkte Rede: Maria sagt: „Ich werde es später nicht ganz pünktlich zu unserer Verabredung schaffen.“

  • Indirekte Rede: Maria sagte vorhin, sie werde es nicht ganz pünktlich zu unserer Verabredung schaffen.

Im Beispielsatz hat sich zum einen die Person geändert. Das Pronomen „ich“ in der direkten Rede wird in der indirekten Rede zu „sie“ für Maria. Zum anderen verändert sich die Zeitangabe.

Maria kündigt in der direkten Rede etwas an, was sich auf einen späteren Zeitpunkt bezieht. In der indirekten Rede hingegen liegt die Ankündigung bereits in der Vergangenheit.

Was in der Theorie etwas kompliziert klingt, wird in der Praxis meistens aus dem Gefühl heraus automatisch richtig gemacht.

Wichtig ist, im Hinterkopf zu behalten, dass es bei der indirekten Rede darauf ankommt, die Informationen richtig wiederzugeben. Wie die ursprüngliche Aussage wörtlich formuliert war, ist nebensächlich.

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Marlies Giesa, Geboren 1968 , über viele Jahre im In- und Ausland Deutsch unterrichtet. Ich liebe die deutsche Sprache und möchte das Wissen gerne an Schüler, Ausländer, Studenten und Interessierten weitergeben. Ich hoffe meine Übungen und Anleitungen werden ihnen helfen oder sie unterstützen. Canel Gülcan, Studentin Lehramt Deutsch & Germanistik, Christian Gülcan als Betreiber der Webseite, verfasst auch diverse Artikel, da er als Online-Redakteur täglich mit der Erstellung von hilfreichen Content arbeitet für verschiedene Zielgruppen und lange Zeit auch aktiv in der Flüchtlingshilfe, sich um die Vermittlung von Deutschkursen kümmerte.

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