Die Wurzeln der deutschen Sprache – ein Überblick, Teil 2
Wortschatz und Grammatik sind die beiden zentralen Säulen beim Lernen einer Sprache. Der Schüler eignet sich Vokabeln an und übt, die Wörter in der richtigen Form und Reihenfolge in sinnvolle Sätze zu packen. Auf diese Weise schafft er die Grundlage, um Gespräche zu führen und Schriftstücke zu lesen. Weil mit dem Wortschatz und den vielen Grammatikregeln schon reichlich Lernstoff vorhanden ist, bleibt die historische Entwicklung der Sprache bestenfalls ein Randthema.
Dabei kann es beim Lernen durchaus helfen, die Wurzeln der Fremdsprache zu kennen. Denn wer weiß, woher eine Sprache stammt und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert hat, hat es leichter, Wörter, grammatikalische Regeln und Dialekte zu verstehen.
Was die deutsche Sprache angeht, könnte eine Kurzversion lauten, dass es sich um eine germanische Sprache handelt. Einerseits wäre damit alles gesagt. Andererseits würde diese Aussage zu kurz greifen und wichtige Aspekte außen vor lassen. In einem zweiteiligen Überblick beleuchten wir die Wurzeln der deutschen Sprache deshalb etwas näher.
Dabei ging es in Teil 1 um den Ursprung und die Gemeinsamkeiten der germanischen Sprachen. Hier ist Teil 2!:
Inhalt
Die Geschichte der deutschen Sprache
Heute verteilen sich über den ganzen Globus rund 100 Millionen Menschen, die die deutsche Sprache als Muttersprache sprechen. In Europa ist Deutsch die meistgesprochene Sprache mit germanischen Wurzeln. Dabei ist Deutsch nicht nur in Deutschland eine offizielle Amtssprache, sondern auch in anderen Ländern wie Luxemburg, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Belgien.
Als Ursprung der deutschen Sprache wird ein indogermanischer Dialekt vermutet. Auf dem Gebiet des heutigen Dänemarks siedelten sich um 1200 vor Christus Vorfahren von Germanen an, die eine Mischung aus Latein, Keltisch und Sanskrit sprachen.
Es gibt zwar keine schriftlichen Aufzeichnungen in dieser Sprache, aber es ist bekannt, dass die Sprache aus den Dialekten Gotisch, Anglo-Friesisch und Nordgermanisch bestand.
Die deutsche Sprache, wie wir sie heute kennen und nutzen, bildete sich wahrscheinlich aus dem gotischen Dialekt heraus. Bevor das Gotische im 4. Jahrhundert ausstarb, fand eine erste Lautverschiebung statt.
Die zweite Lautverschiebung, die vor allem Konsonanten (Mitlaute) betraf, folgte zwischen dem 4. und dem 8. Jahrhundert. Ihr Ergebnis brachte das Althochdeutsch hervor. Das Wort deutsch tauchte zum ersten Mal in einem Dokument aus dem Jahre 786 auf.
Während des Mittelalters gab es noch keine einheitliche Sprache. Vielmehr benutzten die Menschen verschiedene germanische Dialekte. Bis zum 10. Jahrhundert sind auch nur wenige Texte auf Deutsch überliefert. Die wenigen Schriftstücke sind überwiegend religiöse Aufzeichnungen. Erst ab etwa 1050 nehmen die deutschsprachigen Texte zu. Sie wiederum gelten als Belege für Mittelhochdeutsch, den offiziellen Vorläufer unserer heutigen Sprache.
Auch das Mittelhochdeutsch setzte sich aber aus verschiedenen regionalen Dialekten zusammen. Hinzu kommt, dass bis ins 15. Jahrhundert hinein zwar Deutsch gesprochen, als Schriftsprache aber Latein verwendet wurde. Ab dem 16. Jahrhundert bildete sich schließlich das moderne Hochdeutsch heraus.
Einen großen Einfluss darauf hatte Martin Luther mit seinen Übersetzungen des Alten und Neuen Testaments. Ausgehend von der protestantischen Kirche, setzte sich allmählich die deutsche Sprache, wie wir sie heute kennen, durch. Das erste Wörterbuch, das alle damals gebräuchlichen deutschen Wörter auflistete, geht auf die Gebrüder Grimm zurück.
Bis heute ist es so, dass Hochdeutsch hauptsächlich in der geschriebenen Sprache verwendet wird. Im alltäglichen Sprachgebrauch hingegen machen sich die regionalen und lokalen Dialekte bemerkbar. Deshalb wird zum Beispiel in Bayern anders gesprochen als im Rheinland oder in Norddeutschland.
Die Besonderheiten der deutschen Sprache
Deutsch ist eine sehr vielseitige und abwechslungsreiche Sprache. Doch wer Deutsch lernt, steht mitunter vor größeren Herausforderungen. Denn das Deutsche weist einige Besonderheiten auf, die es klar von anderen Sprachen unterscheidet.
Das fängt schon damit an, dass es im Deutschen mit dem Männlichen, dem Weiblichen und dem Sächlichen drei grammatikalische Geschlechter gibt. Dazu kommen vier grammatikalische Fälle.
Die Wörter in einem Satz werden dekliniert und die Deklination bestimmt nicht nur über die Wortendung. Stattdessen ergibt sich auch die Funktion des Wortes im Satz daraus, ob es im Nominativ, im Genitiv, im Dativ oder im Akkusativ steht.
Auch der Satzbau folgt eigenen Regeln. Während zum Beispiel im Französischen ein Satz mit dem Wesentlichen beginnt und erst danach die Details nennt, ist es im Deutschen genau andersherum. Das ist übrigens ein Grund dafür, warum es gar nicht so leicht ist, Deutsch simultan zu übersetzen.
Weil das Verb meist ganz am Ende steht, muss der Dolmetscher nämlich den ganzen Satz hören und verstehen, bevor er ihn übersetzen kann.
Eine weitere Besonderheit ist der sehr große Wortschatz. Die deutsche Sprache ist sehr präzise und hat für so ziemlich alles ein eigenes Wort. Dabei gibt es etliche Wörter, die in anderen Sprachen nicht existieren.
Ein Beispiel dafür ist Schadenfreude. Nur im Deutschen gibt es einen Begriff dafür, dass sich jemand freut, wenn sich ein anderer blamiert, leicht verletzt oder ihm etwas misslingt.
Ein anderes Beispiel ist Fernweh. Heimweh als das Gegenteil davon ist in vielen Sprachen vertreten. Doch das Gefühl, von Zuhause weg zu wollen, um sich fernab der Heimat ins Abenteuer zu stürzen, ist eine deutsche Besonderheit. Auch Begriffe wie Ohrwurm, Fingerspitzengefühl, Schnapsidee oder fremdschämen lassen sich nicht exakt in andere Sprachen übertragen.
Mit ein Grund dafür ist, dass im Deutschen einfach neue Wörter gebildet werden können, indem andere Wörter aneinandergereiht werden. Das ist ebenfalls ein charakteristisches Merkmal.
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Thema: Die Wurzeln der deutschen Sprache – ein Überblick, Teil 2
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