Digitaler oder persönlicher Unterricht – was ist besser?

Digitaler oder persönlicher Unterricht – was ist besser?

Neue globale Herausforderungen und Lebensumstände, die sich stetig ändern und weiterentwickeln, machen es notwendig, dass sich auch die Menschen anpassen. Über verschiedenste Online-Dienste miteinander zu kommunizieren, gehört im privaten und beruflichen Alltag längst dazu. In Zeiten der Corona-Krise waren die digitalen Nachrichtendienste mitunter die einzige Möglichkeit, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben.

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Digitaler oder persönlicher Unterricht - was ist besser

Auch die Bildung ist diesem Beispiel gefolgt. Dabei lässt sich nicht leugnen, dass digitales Lernen wertvoll ist und Online-Unterricht Vorteile bietet. Doch was ist, wenn Einschnitte wie die Corona-Krise vorbei sind und sich das alltägliche Leben wieder normalisiert?

Wird sich das Lernen im virtuellen Klassenzimmer behaupten können? Oder wird das Lernen vor Ort mit dem direkten Austausch zwischen Schülern und Lehrern wieder zum Maß aller Dinge?

Anders gefragt: Was ist besser, digitaler oder persönlicher Unterricht?

Digitaler Unterricht eröffnet Bildungswege

Traditionell findet Schulbildung persönlich statt. Für Menschen, die keine Schule besuchen können, geht das aber mit Einschränkungen einher. Ein großer Pluspunkt von Lernmöglichkeiten, die online zur Verfügung stehen, ist somit, dass Bildung für mehr Menschen zugänglich wird.

Dank Bildungseinrichtungen im Internet können sich Lernende in jeder Lebensphase weiterbilden, qualifizieren und sogar ganz neue berufliche Wege einschlagen.

Onlinekurse, die über längere Zeiträume ausgelegt sind, eröffnen Bildungswege für diejenigen, die berufstätig sind oder andere Verpflichtungen haben und deshalb nicht an schulischem Vollzeitunterricht teilnehmen können. Durch das Online-Angebot können diese Lernenden von zu Hause aus neues Wissen erwerben oder einen Abschluss nachholen und sich dabei die Zeit selbst einteilen.

Bei Untersuchungen zur Wirksamkeit von Fernunterricht fanden Wissenschaftler heraus, dass einige Lernende etwas bessere Noten und Prüfungsergebnisse erzielten als Schüler von klassischem Unterricht vor Ort.

Unterm Strich waren die Unterschiede bei den durchschnittlichen Leistungen aber nicht besonders groß. Digitaler Unterricht kann also genauso effektiv sein wie persönlicher.

Die Studien lieferten noch eine andere Erkenntnis, von der vor allem diejenigen profitieren, die Fremdsprachen lernen. So ist die Interaktion mit Muttersprachlern eine sehr hilfreiche Methode, um Lernfortschritte zu erzielen.

Lernplattformen online und generell das Internet machen es leicht, Kontakte zu Muttersprachlern aus anderen Ländern herzustellen.

Nicht zuletzt ermöglicht digitaler Unterricht neue und zusätzliche Methoden für das Lernen. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Gamifizierung, die auch als spiel-basiertes Lernen bezeichnet wird.

Nutzt der Schüler zum Beispiel eine App, um eine Sprache zu lernen, kann er nicht nur die Vokabeln, die Grammatikregeln, Übungen und andere Lerninhalte abrufen. Stattdessen sorgt die Gamifizierung dafür, dass verschiedene Spiele und Wettbewerbe bereitstehen, durch die der Schüler die Inhalte auf spielerische Art anwenden kann.

Digitaler Unterricht hat auch Schattenseiten

Virtueller Unterricht erfordert andere Ansätze und Fähigkeiten als klassischer Präsenz-Unterricht. Corona hat gezeigt, dass sich nicht nur die Schüler an die neuen Lernmethoden anpassen mussten. Auch die Lehrer mussten ihren Unterricht umstellen und selbst dazulernen.

Für einen effektiven Online-Unterricht ist wichtig, dass er sich nicht nur auf den Lernstoff konzentriert. Vielmehr muss er die Schüler und die Lernumgebung berücksichtigen. Persönlicher Unterricht vor Ort muss vorbereitet sein und verlangt Verständnis für die Theorie und die Lernpraxis. Das ist bei digitalem Unterricht nicht anders.

Ein wesentlicher Faktor für eine funktionierende Lernumgebung ist Interaktivität. Studien haben gezeigt, dass zu den größten Hindernissen beim Lernen gehört, wenn es Lehrern nicht gelingt, den Austausch mit Schülern aufzubauen und deren Bedürfnisse zu erkennen. Gibt es keine persönlichen Kontakte und keine gemeinsam verbrachte Zeit in einem Klassenzimmer, hat es die Interaktion noch schwerer.

Ein anderer Aspekt sind die Abläufe als solches. Digitaler Unterricht setzt eine entsprechende technische Ausstattung und eine stabile Internetverbindung voraus. Doch beides ist längst nicht überall vorhanden. Außerdem kann es unter den Schülern große Unterschiede geben, was den Stand der digitalen Fähigkeiten und Kenntnisse betrifft.

Ist ein Schüler im Umgang mit dem Computer nicht besonders versiert, kann er dem virtuellen Unterricht womöglich nur eingeschränkt folgen und die Möglichkeiten, die das Online-Lernen bietet, kaum ausschöpfen. Ohne Unterstützung des Lehrers besteht die Gefahr, dass dieser Schüler nicht mitkommt und dadurch Lerndefizite entstehen.

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Letztlich hat persönlicher Unterricht die Nase vorn

Ein volles Klassenzimmer ist natürlich nicht für jeden Schüler die beste Lösung. Einigen Schülern fällt es schwer, sich vor versammelter Mannschaft zu Wort zu melden. Andere Schüler lassen sich zu leicht und zu schnell von ihren Mitschülern ablenken. Für solche Schüler kann es ein großer Pluspunkt sein, wenn sie alleine und von daheim aus an digitalem Unterricht teilnehmen.

Allerdings hat der Lehrer im Klassenzimmer eine Bedeutung, die über das reine Vermitteln des Lernstoffes hinausgeht. Seine Funktion besteht ebenso darin, die Schüler zu ermutigen und zum Mitmachen zu animieren.

Außerdem beaufsichtigt der Lehrer die Schüler. Doch gerade das kann im virtuellen Klassenzimmer schwierig werden.

Digitaler und persönlicher Unterricht müssen sich keineswegs ausschließen. Ganz im Gegenteil können gerade moderne Technologien den Präsenz-Unterricht sinnvoll ergänzen. Werden Videos, Animationen oder spiel-basierte Lerninhalte eingebunden, können die Schüler die Vorteile von Online-Lernmethoden für sich nutzen und erwerben nebenbei digitale Kompetenzen.

Eine effektive Kommunikation und das Eingehen auf individuelle Bedürfnisse sind entscheidende Faktoren für erfolgreiches Lernen. Und an dieser Stelle ist das echte Klassenzimmer dem virtuellen Klassenraum klar überlegen.

Die Wissenschaft hat bestätigt, dass der direkte, zweiseitige Dialog zu den wirksamsten Kommunikationsformen gehört und gerade im Bildungswesen eine sehr wichtige Rolle spielt.

Ein interaktiver Austausch führt zu einem Lernen, das auf Fragen und Antworten aufbaut, ständig hin- und hergeht und direkte Reaktionen ermöglicht. Befinden sich Schüler und Lehrer in einem Raum, ist so eine Kommunikation viel einfacher umzusetzen als vor Bildschirmen mit möglicherweise zeitversetzten Übertragungen.

Zumal im realen Klassenzimmer nicht nur der Dialog zwischen Schüler und Lehrer stattfindet, sondern auch Interaktionen zwischen den Schülern und in Lerngruppen möglich sind. Und gerade beim Erlernen einer Sprache ist die praktische Anwendung in echten Gesprächen der Weg, der am besten zu Lernerfolgen führt.

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Marlies Giesa, Geboren 1968 , über viele Jahre im In- und Ausland Deutsch unterrichtet. Ich liebe die deutsche Sprache und möchte das Wissen gerne an Schüler, Ausländer, Studenten und Interessierten weitergeben. Ich hoffe meine Übungen und Anleitungen werden ihnen helfen oder sie unterstützen. Canel Gülcan, Studentin Lehramt Deutsch & Germanistik, Christian Gülcan als Betreiber der Webseite, verfasst auch diverse Artikel, da er als Online-Redakteur täglich mit der Erstellung von hilfreichen Content arbeitet für verschiedene Zielgruppen und lange Zeit auch aktiv in der Flüchtlingshilfe, sich um die Vermittlung von Deutschkursen kümmerte.

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